WIND-SUP, Paddeln mit Rückenwind

Eigentlich ist es ja eine pfiffige Idee, dass viele Inflatables auch die Möglichkeit bieten, einen Mastfuß einzuschrauben und dann, wenn es auf dem Wasser windig wird, das Paddel wegzulegen, aufzuriggen, den Wind arbeiten zu lassen oder sogar Windsurfen zu gehen. Ein Spielzeug für die ganze Familie, eine tolle Idee, bei der, leider wie so oft, der Teufel im Detail sitzt. Denn nicht in allen Inflatables, wo„Windsurfoption“ draufsteht, stecken auch richtige Windsurf-Gene drin.
Ein Allround- oder Touringboard mit einer kleinen Finne und runden Kanten, das aufgrund des hohen Volumens ( um die 300l ) schön auf der Wasseroberfläche liegt, bietet dem Wind natürlich eine ordentliche Angriffsfläche. Ein Kurs „hart am Wind“ oder „Aufkreuzen“ ist so gut wie unmöglich, Windsurfen beschränkt sich mit einem solchen Brett auf „Stehsegeln vor dem Wind“ bei leichter Brise.

das SUP-Sail-Rigg im Einsatz

Es gibt zwar mittlerweile auch eine ganze Palette von „passenden“ Segeln jeglicher Couleur, allerdings sind einige Modelle wirklich nur dazu da, um nach einer längeren Tour, falls Rückenwind herrscht, kraftsparend an den Ausgangspunkt zurückzukommen. Ein solches „Hilfsmittel“ ist das iRig, eine wirklich tolle Idee, ein komplettes Rigg ( Segel, Mast, Gabelbaum ) zum Aufpusten. Als kleines Päckchen mit wenig Gewicht stört es an Board nicht, lässt sich sogar unterwegs auf dem Wasser leicht aufpumpen und zeigt bei leichtem Wind durchaus ganz ordentliche Segeleigenschaften. Ich nehme es gern bei längeren oder mehrtägigen Paddeltouren mit. Die anderen, teils „verwegene“ Konstruktionen, bei denen das Paddel als Mast- oder Gabelbaumersatz eingesetzt wird, erfordern ziemliche „Bastelaktionen“, die an Land ausgeführt werden müssen. Die Segelleistung ist natürlich sehr bescheiden. Besser schneiden die sog. Kompakt-, Komplett- oder SUP-Sail-Riggs ab. Alles – der teilbare Mast, Gabelbaum, Mastfuß und Segel- ist in einer Tasche ( 120/130cm lang ) verstaut. Der Aufbau ist kein Problem, allerdings sind die Segel, die es in abgestuften Größen gibt, kaum oder gar nicht profiliert und wenig druckpunkstabil. Genau wie das iRig sind diese Riggs nur für den Einsteigerbereich oder bei geringer Windstärke geeignet, lassen eine kräftige Bö durch „Aufmachen“ durchgehen, ohne sie in Geschwindigkeit umzusetzen.

Wer mit einem WindSup Spaß haben möchte, sollte zu einem „normalen“ Windsurf-Rigg greifen, denn ein aufgerolltes Segel/teilbarer Mast ist dann zwar nicht in einer handlichen Tasche eingepackt, trotzdem aber noch relativ gut zu transportieren. Der Vorteil eines modernen Windsurfsegels liegt vor allem im ausgeprägten und stabilen Profil. Das Vorliek wird je nach Biegekurve des Mastes so mit der Trimmschot gespannt, dass im Achterliek Falten entstehen ( Loose Leech ). Bei Böen wandert der Segeldruckpunkt nicht, sondern das Top und das twistende Achterliek federn Böen ab, andererseits kompensiert ein solches Segel auch fehlenden Druck in Windlöchern. Das Segel passt sich gewissermaßen an die jeweilige Windstärke an.
Und die renommierten Surffirmen bieten mittlerweile SUPs mit WS-Option an, die alle über eine zusätzliche Mittelfinne und auflaminierte oder am Heck vulkanisierte Kanten ( Rails ) verfügen. Aufkreuzen ist damit kein Problem, ein sauberer Wasserabriss ohne „bremsende“ Sogwelle am Heck ist das Ergebnis. Aber diese WindSups der renommierten Hersteller unterscheiden sich nicht nur durch Mittelfinne und Rails von den „Pustebrettern“ aus dem Baumarkt, sondern vor allem durch Konstruktionsmerkmale, die diese Inflatables erheblich steifer machen – verstärkte Seitenwangen, eingearbeitete Stringer ( Längsverstärkungen ), mehrere verklebte Deckschichten, usw. Durch diese Konstruktionsmerkmale vertragen sie einen höheren Pumpendruck ( bis zu 22/23 psi! ), werden viel steifer.

Starboard – hier werden die verschiedenen Schichten nicht nur geklebt, sondern verschweißt- bietet 3 WindSups an: WHOPPER, IGO und TOURING. Interessant ist für fortgeschrittene Windsurfer, die mit Trapez surfen, dass sich diese Boards auch mit Fußschlaufen aufrüsten lassen! Auch das 280 STX FREERIDE PROLIMIT ) ist mit Fußschlaufen, Mittelfinne und Rails ausgestattet.

Red PaddleCo Board mit Steckschert

Die anderen Boards mit Mittelfinne und Rails: SANTA ANNA ( Mistral ), CROSSOVER ( naish ), VIPER AIR WS ( Fanatic ), WIND MSL und WINDSURF MSL ( red paddle ), wobei das Modell WINDSURF sogar ein Steckschwert besitzt. Und dann noch die Modelle AIRSUP und 2 Modelle des AIRTOURER CONVERTIBLE (RRD ) und das ALLROUNDAIR, CRUISAIR WS und das sportliche Modell FUNSTAIR ( alle 3 von JP ).

Alle diese Inflatables sind natürlich auch ganz normale Paddelboards, denn bis auf das WINDSURF MSL – hier stört der Schwertkasten beim Paddeln- kann man ja die Centerfinne samt Finnenbox abnehmen. Die Möglichkeit, evtl. auch mit Mittelfinne zu paddeln, kann für Einsteiger auf dem „wackligen“ Board durchaus eine Hilfe sein.
Bei den beiden „gängigen“ Boardformen Allround oder Touring muss man sich entscheiden, ob man eher auf Flüssen/Seen oder auch im Meer paddeln möchte, denn für kleine Wellen ist ein Touringboard nicht so geeignet, hier wäre ein Allroundmodell ( breiter, abgerundeter Bug ) besser.

Unser Fazit: Egal, ob Allround- oder Touringmodell, der Finnenkasten für die Centerfinne sollte abmontierbar sein, aufgeklebte oder laminierte Rails sind wichtig ( Wasserabriss ) und ein gut profiliertes und druckpunktstabiles Segel ist ein „Muss“ für fortgeschrittene Windsurfer, montierbare Fußschlaufen sind dann das „Sahnehäubchen“.

 

 

3 Finnen für die US-Box, montierbare Centerfinne

Auch bei einem WindSup kann es manchmal sinnvoll ein, die Centerfinne wegzulassen und nur mit der Heckfinne zu surfen. Vor allem, wenn man an seiner Halsentechnik arbeiten will oder raumschots unterwegs ist; allerdings sollte man dann eine möglichst große Heckfinne montieren. Bei der üblicherweise montierten US-Box ist die Größe der Finnen natürlich begrenzt, üblich sind Finnen zwischen 10 und 30cm, natürlich auch mit unterschiedlichen Flächengrößen.

Diese doch relativ voluminösen Boards sind natürlich nicht mit modernen Freeride-Boards vergleichbar. Windsurfen bei mittlerem Wind und ruhigem Wasser macht durchaus Spaß, bei kräftigem Wind und Wellen ist der Spaß aber überschaubar.

AIRWindsurf Freeride von RRD

Einige Hersteller haben jedoch Windsurf-Inflatables im Angebot, die auch ambitionierte Windsurfer zufriedenstellen. Diese Boards sind kürzer, haben neben einer auflaminierten Kante vor allem aber einen Finnenkasten (Tuttle- oder Powerbox), der große Finnen verträgt, besitzen natürlich auch Fußschlaufen. Allerdings bleibt bei diesen Modellen der Paddelspaß zweit- rangig, es sind eher echte Freerideboards. An erster Stelle ist hier das Modell AIRWIND- SURF FREERIDE ( RRD ) zu nennen, mit dem wir bei kräftigem Wind und Wellen viel Spaß gehabt haben, aber auch das Magic Air ( JP ) ist ein vollwertiges Freeride-Gerät.

Fanatic hat mit dem STUBBY AIR auch ein kurzes Board mit Mastfußeinsatz im Programm; bei diesem Board steht allerdings der Paddelspaß in Wellen im Vordergrund.