Fitnesstraining im Schnelldurchgang ?

Die Diät – Welle rollt mit voller Kraft voraus, in jeder Zeitschrift gibt es Tipps zum Abnehmen, schlank und sportlich ist in. In der Musik, in Filmen, auf allen Titelblättern und Werbeflächen wird der schlanke Körper zur Schau gestellt. Zu Beginn dieses Sommers geht es nicht nur um Schlankheit, sondern jetzt kommt auch noch die Fitness hinzu; in den letzten Wochen werden auch auffallend viele Tips für verschiedene Formen von Fitnesstraining veröffentlicht; in 10 oder 15 Minuten täglich der Modellkörper wie aus dem Katalogr. In vielen Zeitschriften wird der Körper geformt und modelliert, in der HÖRZU werden neben Fernseh- und Rundfunkprogrammen auch Tipps zum Thema „Fit durch Laufen“ angeboten.                    Häufig wird in diesem Zusammenhang der Eindruck erweckt, als könne man mit einigen wenigen Übungen für die Bauch- und Rückenmuskulatur auf den leichten Bierbauch innerhalb kurzer Zeit ein tiefgebräuntes Waschbrett zaubern oder durch einige kurze Joggingeinlagen die Konfektionsgröße 42 mal eben auf Größe 36  abschwitzen. Fettabbau an Problemzonen ist die Zauberformel; breite Schultern, Waschbrettbauch, Knackpo und sramme Waden sind äußere Merkmale einer aktiven, körperbewußten Lebensweise, die ganz locker mit Minutenprogrammen angeboten wird. Diese Schlankheits- und Fitnesswelle ist einerseits durchaus positiv zu bewerten; eine körperformende Gymnastik ist auch immer gut für den Haltungsapperat, Joggen oder Walken (schnelles Gehen ) für das Herz-Kreislaufsystem. Andererseits entstehen durch diesen Körperkult auch schnell Enttäuschungen und Zwänge; wenn die Gymnastik und das Joggen doch nicht den schnellen Erfolg bringen, und die Fettverbrennung an den Problemzonen nicht funktioniert, dann scheint der Griff zur Pille als Appetitbremse oder anderen Wundermitteln mit Garantie der Gewichtsreduzierung häufig der einzige Ausweg, um die Idealfigur zu realisieren.                                                                               Wer durch diese Art Fitness–Sport abnehmen und seinen Körper formen will, muss sich auch parallel zur sportlichen Betätigung sportgerecht ernähren – und selbst dann ist das Abnehmen und Formen nur begrenzt möglich. Fettzellen werden nicht durch Sport, z. B. durch leichtes Gewichtstraining an Fitnessgeräten, in Muskelzellen umgewandelt, sondern Fettzellen werden unter ganz spezielle Belastungen abgebaut, die aber nicht automatisch gleich sind mit den Belastungen, die für den Aufbau von Muskelzellen günstig sind. Gewicht reduzieren über Abbau von Fettzellen heißt mindestens 40 Minuten laufen (oder eine ähnlich starke Belastung für den gesamten Körper) bei einer Pulsfrequenz von ca. 180 minus Lebensalter, im Idealfall 3x pro Woche – und das, ohne die verbrauchte Energie direkt nach der Belastung in Form einiger Bierchen, Häppchen …. wieder aufzunehmen. Man muss langsam laufen, um überhaupt über die 40 Minuten zu kommen; die für die Fettverbrennung wichtige Bedingung ist aber nicht das langsame Laufen sondern die lange Zeit. Mindestens 40 Minuten laufen ist für einen Laufanfänger kaum zu erfüllen; also muss man regelrecht dafür trainieren, um durch Laufen anzunehmen.                                                                                                                             Körperformen durch Muskelaufbau heißt, die entsprechenden Muskelgruppen mit ca 20 Wiederholungen und davon mindestens 4 Serien zu trainieren, und das auch mindestens 3 mal pro Woche; ein Programm, was man mit Sicherheit nicht mal eben in 10 Minuten abspulen kann. Wenn also Bauch und Rücken, Po und Busen, Oberschenkel und Schultern geformt werden sollen, sind das mindestens 6 verschiedene Übungen – besser noch 12 – mit mindestens 20 Wiederholungen und insgesamt 4 Serien: Ein Programm, was mal locker 1 Stunden beansprucht.                                                                                                           Zeitschriften, die die Idealfigur im Schnelldurchgang versprechen, gehen unverantwortlich mit den Lesern und deren Wünschen und Bedürfnissen um; Fitnesstraining ist Sport, soll Spaß machen, soll auch Eitelkeiten befriedigen, unterliegt aber andererseits auch strengen biologischen Zusammenhängen, die Geduld und Konsequenz fordern.