Outdoorsport und Verantwortung für die Umwelt

Wenn wir im Wald, am und auf dem Wasser oder in den Bergen unterwegs sind, um die Natur zu genießen, dann liegt es auch in unserer Verantwortung, sie zu schützen und sauber zu halten.

To-Go- und Picknick-Abfälle sind immer häufiger an Stränden und Flussufern zu finden und die Stadtreinigungen kommen kaum nach, Straßen und Parks zu reinigen. Unter den Abfällen sind 222.419 Tonnen Papier, Pappe und Karton sowie 105.524 Tonnen Kunststoff mit 30 Prozent an der Gesamtmenge. Das sind Ergebnisse einer Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) im Auftrag des NABU. Neben dem Abfallaufkommen wurde auch der Zuwachs seit 1994 erhoben und wer die Einwegprodukte in Umlauf bringt. Der NABU unterstützt das EU-Verbot von Einwegprodukten aus Kunststoff und fordert darüber hinaus die ambitionierte Förderung von alternativen Mehrweglösungen.“ – aus SPORT SCHÜTZT UMWELT, Deutscher Olympischer Sportbund.
Diese Problematik gilt aber leider nicht nur an Stränden und Flussufern, auf Straßen und in Parks; Wälder und Berge sind ebenso davon betroffen.

Wer draußen Sport betreibt, wer sich draußen aktiv in seiner Freizeit bewegt, der kann darauf achten / der muss darauf achten, dass Abfall aller Art mitgenommen wird; … leaving nothing but footprints; wenn möglich, nicht mal die! Selbst für die Hardcore Outdoorfreaks: Es gibt abbaubares bleichmittelfreies Toilettenpapier, Shampoos, Waschmittel oder Zahnpasta, die der Natur nicht schaden. Und die Müllberge z. B. am Mount Everest sind ja wohl ein Armutszeugnis; die Müllentsorgung muss auch hier Teil der Logistik sein, mit der kommerzielle Anbieter planen und Geld verdienen!

Es gibt mittlerweile unzählige Berichte über Sammelaktionen diverser Organisationen und Initiativen.

Plakat der Aktion Saubere Berge

Aktion „Saubere Berge“ – Die Kampagne „Saubere Berge“ betreibt der DAV zusammen mit seinem Partner „Versicherungskammer Bayern“ für seine Hütten in den Alpen und Mittelgebirgen. In den Alpenvereinshütten wurden praktische – leuchtend rote – Abfalltütenspender montiert.
Bei Bedarf können sich die Gäste hieraus eine Abfalltüte nehmen, um ihren Müll wieder mit nach Hause zu nehmen – oder auch das ein oder andere Papier am Wegesrand einzustecken. Die Abfalltüten basieren auf Maisstärke und sind zu 100% kompostierbar. Ziel der Aktion „Saubere Berge“ ist es, die Bergsteiger für die eigenverantwortliche Müllvermeidung und -entsorgung zu sensibilisieren.

Jungunternehmer aus Pfronten wollen die Bergwelt ein Stückchen sauberer machen und haben zu einem „Clean-Up-Day“ in den Allgäuer Alpen aufgerufen. Am 12 und 13. Juli 2019 finden zum ersten Mal die „Allgäuer Alpen CleanUP Days“ statt. Veranstalter sind das Allgäuer Startup Patron Plasticfree Peaks und Allgäu Digital, die Allgäu GmbH ist als Destinationspartner mit dabei. Bei den Allgäuer Alpen CleanUP Days befreien selbstorganisierte Teams gemeinsam die Gipfel, Wälder und Wiesen von liegen gebliebenem Müll. Ob alleine oder Team, jeder darf gerne mitmachen und sich auch aussuchen, wo. Die Veranstalter haben bereits eine Karte ins Internet gestellt, aus der ersichtlich wird, welche Orte und welche Gipfel von Müll befreit werden sollen.

Erfolg: Knapp über 300 Teilnehmer haben in rund 60 Teams mehr als 1000 kg Müll eingesammelt!
https://www.plasticfreepeaks.com/plasticfreepeaks

Plogging, Joggen + Müll sammeln – Plogging ist eine Wortkombination aus Jogging und Plocka upp, das schwedische Wort für aufsammeln. Die Idee, gleichzeitig etwas für die eigene Gesundheit und für die Umwelt zu tun, stammt vom schwedischen Umweltaktivisten Erik Ahlström. Ihn störte der viele Müll in Schwedens Hauptstadt Stockholm. Kurzerhand organisierte er deswegen Laufgruppen, die sich aufmachten die Stadt sauberer zu machen.
Plogging wird in immer mehr Orten organisiert:
https://trendsport-plogging.travelingo.de/plogging-events/


Radio Siegen lädt z. B. am 24. 10. 2019 zu einervom Ausdauershop Siegen organisierten „Plogging Challenge“ ein: „In Siegen findet heute Abend eine sogenannte „Plogging Challenge“ statt. Das bedeutet, dass sich Läufer treffen, mit Müllsäcken bewaffnen und entlang der bekannten Laufstrecken den Müll aufsammeln. Treffpunkt ist um 18 Uhr 30 der neue Absolute Ausdauer Run-Shop an der Koblenzer Straße. Plogging setzt sich zusammen aus dem schwedischen Wort „plocka“, was so viel wie sammeln bedeutet und dem englischen „jogging“. Für die ersten 30 Teilnehmer gibt es zudem ein Geschenk.“

Nachhaltige Produktion
„Das Leitbild der Nachhaltigen Produktion geht von der Vorstellung aus, dass soziale Verantwortung, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und der Schutz der natürlichen Umwelt untrennbar zusammengehören.“ – so das Bundesumweltamt.

Felix Neureuther: „… gerade wir als Skifahrer sind bei dem Thema Nachhaltigkeit gefordert. Funktionale Skibekleidung kann zu großen Teilen aus recycelten und recykelbaren Materialen hergestellt werden, darauf kann der Skifahrer als Verbraucher achten.


Globale Herausforderungen wie Klimawandel, Plastikmüll und Artensterben sind gerade, weil der Outdoor-Sport vor allem in der Natur stattfindet, in der outddor-Szene insgesamt ein vieldiskutiertes Thema. Viele Firmen der Branche haben Umweltschutz – und auch sozial akzeptable Produktionsbedingungen – in ihren unternehmerischen Regeln und Zielen formuliert, so z. B. Patagonia, Schöffel, Vaude, Icebug, Ortovox, maier sports; „Verantwortung beginnt beim Denken, wir stehen in der Verantwortung gegenüber Mensch und Natur. Denn Nachhaltigkeit beginnt beim fairen Umgang mit unseren Mitarbeitern und geht nahtlos in einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Produktionsprozess über“ , so maier sports auf ihren Homepage:
https://maier-sports.com/de/passform/verantwortung/ .

Vor zehn Jahren entschloss sich Vaude, Schadstoffe, insbesondere PFC in Outdoorkleidung zu vermeiden. „Angesichts der gravierenden Umweltauswirkungen, die PFC verursacht, kam für uns nur ein kompletter Verzicht in Frage“, sagt Geschäftsführerin Antje von Dewitz. „Ich bin sehr stolz darauf, dass wir heute zeigen können, dass es möglich ist, PFC-freie Alternativen anzubieten, ohne dass Kunden auf wichtige Funktionalität verzichten müssen.“


Der Anspruch und die Verpflichtung, langlebige und qualitativ hochwertige Produkte mit möglichst wenig Ressourcenverbrauch, ökologisch und sozial gerecht zu produzieren, zeigt sich auch in der großen und mittlerweile unübersichtlichen Zahl der Öko- Zertifikaten, hier einige der bekannten:

bluesign Das bluesign-System ist derzeit der weltweit strengste Standard für Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Verbraucherschutz. Hier werden nicht das Endprodukt, sondern alle Herstellungsprozesse der einzelnen Komponenten analysiert und zertifiziert. Es gibt zwei bluesign-Labels: bluesign approved fabric Label und bluesign product. Details unter https://www.bluesign.com/de

Fair Wear Foundation (FWF)Die FWF ist eine unabhängige Organisation, die die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie, vor allem in den Niedriglohnländern, verbessern will. Mitglieder verpflichten sich zur Einhaltung der acht FWF-Arbeitsrichtlinien. Darunter: Keine Kinderarbeit sowie sichere und gesunde Arbeitsbedingungen: www.fairwear.org.

Hier ist z. B. Ortovox seit einiger Zeit Mitglied: „Schutz ist der zentrale Markenkernwert bei ORTOVOX. Dabei bezieht sich Schutz nicht nur auf den Schutz durch unsere Produkte, sondern auch auf den Schutz des Menschen, der Umwelt und der Tierwelt.  Die Möglichkeiten Nachhaltigkeit im Unternehmen, bei unseren Lieferanten, auf unseren tasmanischen Wollfarmen oder am Berg zu leben sind vielfältig. Wir betrachten jegliches Engagement nicht als einmalige Aktion, sondern als dauerhafte Aufgabe die wir mit Überzeugung und Selbstverpflichtung verfolgen. Die nachfolgenden Meilensteine haben wir bereits umgesetzt und möchten sie dauerhaft verfolgen.“ 

Oeko-Tex Standard 100 Das Oeko- Tex Label ist eines der bekanntesten Textilauszeichnungen. Mit dem Label versehene Textilien unterschreiten nachweislich die aufgestellten Grenzwerte für bestimmte gesundheitsgefährdende Schadstoffe. Textilprodukte können nur dann nach Oeko-Tex-Standard 100 zertifiziert werden, wenn sämtliche Bestandteile (also Textilien, Drucke, Garne etc.) den geforderten Kriterien entsprechen. Die Prüfung bezieht sich jedoch nur auf das fertige Endprodukt und nicht die einzelnen Herstellungsschritte. (www.oekotex. com)

2019 ist mit dem Siegel Der Grüne Knopf das erste staaliche Siegel für nachhaltige Textilien geschaffen worden: „Berlin, 09.09.2019, Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller hat heute das staatliche Textilsiegel Grüner Knopf vorgestellt. Zum Start machen 27 Unternehmen mit. Sie haben alle die anspruchsvollen Anforderungen des Textilsiegels erfolgreich bestanden. 26 weitere Unternehmen sind derzeit im Prüfprozess. Minister Müller: „Die Globalisierung hat im 19. Jahrhundert in der Textilwirtschaft begonnen. Nun muss auch gerechte Globalisierung in der Textilwirtschaft anfangen. Mit dem Grünen Knopf setzen wir jetzt einen hohen Standard und zeigen: Faire Lieferketten sind möglich. Ab heute kann das keiner mehr in Frage stellen. Das beweisen alle Unternehmen, die mitmachen.“ Zum Start deckt der Grüne Knopf die beiden wichtigsten Arbeitsschritte „Nähen“ und „Färben“ ab: Hier laufen alle der 100 Milliarden Kleidungsstücke weltweit durch. Hier arbeiten 75 Millionen Menschen. In den kommenden Jahren wird der Grüne Knopf auf weitere Produktionsschritte wie den Baumwollanbau ausgeweitet. Auch die Sozial- und Umweltkriterien werden kontinuierlich weiterentwickeln, z.B. hin zu existenzsichernden Löhnen. Ein Beirat aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft unterstützt dies.“
27 Unternehmen machen bereits mit, darunter Start-Ups, Mittelständler, anerkannte NachhaltigkeitsVorreiter und großen Unternehmen: Alma & Lovis, Aldi Nord, Aldi Süd, Brands Fashion, CharLe, Derbe, Dibella, Engel, Feuervogl, Hans Natur, hessnatur, Hopp, Kaufland, Kaya&Kato, Lidl, Manomama, Melawear, Millitomm, Modespitze Plauen, Phyne, Posseimo, Rewe Group, Schweickardt Moden, Tchibo, Trigema, Vaude, 3 Freunde.

Dieses neue Siegel unter staatlicher Leitung wird kurz nachdem Start aber z. B. durch Greenpeace kritisch betrachtet, zu punktuell, zu ; insgesamt ist es schon schwer, sich in der Vielzahl der Siegel zu orientieren. Immerhin hat die Bundesregierung dafür das Vergleichsportal Siegelklarheit gegründet. Dort lässt sich anhand von Bewertungen und Produktgruppen erkennen, auf welche Siegel Verlass ist. www.siegelklarheit.de/home

Das Thema Nachhaltigkeit wurde auf der ISPO 2020 stärker denn je diskutiert. Egal ob in den Produkten selbst oder in den dazugehörigen Produktionsprozessen: Das Thema Nachhaltigkeit ist seit Jahren ein Dauerbrenner in der Sportartikelbranche – und gewinnt aufgrund des gesellschaftlichen Diskurses, sowie aktueller Herausforderungen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und Artensterben immer mehr an Bedeutung. Diese Diskussion und das entsprechende Bewußtsein muss aber noch viel stärker im Kaufverhalten deutlich werden. Für Outdoorsportler#innen selbst muss der nachhaltige Umgang mit der Natur bei der Ausübung ihrer Hobbys und die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit beim Einkauf eine Selbstverständlichkeit sein.

Schonendere Textilien

https://www.siegelklarheit.de/home
https://www.plasticfreepeaks.com/
https://maier-sports.com/de/passform/verantwortung/ .