Laufen in Zeiten von Corona – ja, aber mit Abstand!

Laufen, Radfahren, Nordic Walking, Gehen … Outdoorsport ist auch und gerade in „Corona Zeiten“ sinnvoll. Sport mit moderaten Belastungen stärkt das Immunsystem, hält fit und ist auch gut für die Psyche.

Aber jetzt gilt
allein oder mit Lebens- oder Haushaltspartner,
Abstand von anderen + großen Bogen,
beliebte Lauf- und Flanierstrecken meiden,
ebenso keine Lauftreffs o. ä.

Studie der Universitäten Leuven (Belgien) und Eindhoven (Niederlande)
Unter der Leitung von Bert Blocken, Professor für Gebäudephysik und Aerodynamik an beiden Hochschulen, hat jetzt eine Gruppe von Wissenschaftlern untersucht, wie sehr Sportler COVID-19-Erregern ausgesetzt sein können, wenn sie sich im Windschatten eines anderen Sportlers bewegen. „Social Distancing v2.0“ heißt die Untersuchung. http://www.urbanphysics.net/Social%20Distancing%20v20_White_Paper.pdf

Die Forscher beobachteten das Ausstoßen von Speichelpartikeln während verschiedener Bewegungen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten (Gehen und Laufen). Dabei veränderten sie auch die Position des nachfolgenden Gehers bzw. Läufers: Mal bewegte man sich nebeneinander, dann diagonal versetzt hintereinander und schließlich direkt hintereinander.
„Wenn man läuft oder Rad fährt und dabei ausatmet, werden zahlreiche nur Mikrometer große Tröpfchen ausgestoßen. … Wir haben zwei Personen gehen und rennen lassen, um zu sehen, wie weit die Tröpfchen tatsächlich in Richtung der anderen Person reichen. Und wenn man zu nahe an der anderen Person ist, bekommt man deren Tröpfchen ins Gesicht.“ so Bert Blocken in einem Telefoninterview mit der Deutschen Welle (DW). Damit wäre eine Übertragung des Virus möglich, vorausgesetzt die vorauslaufende Person ist infiziert.

Blocken und seine Kollegen kommen daher zu dem Schluss, dass die 1,5-Meter-Regel beim Sport nicht ausreicht, um sich vor einer COVID-19-Infektion zu schützen. Stattdessen empfehlen sie beim Gehen in die gleiche Richtung einen Abstand von mindestens vier bis fünf Metern, beim Laufen und langsamen Radfahren zehn Meter und bei schnelleren Bewegungen sogar mindestens 20 Meter.
Zu berücksichtigen ist dann noch die Tatsache, dass wir unter Belastung eine erhöhte Atemfrequenz und ein erhöhtes Atemzugvolumen haben; unter Belastung steigt so das Atemminutenvolumen (AVM) von ca. 6 – 8 l/min. auf mehr als 100 l/min an!
Am ungefährlichsten ist es laut Studie, wenn sich Sportler im gleichen Tempo nebeneinander bewegen, weil ihre Tröpfchenwolke dann hinter ihnen landet. Auch diagonal versetzt ist das Risiko, Partikel aus der Atemluft des Vordermanns einzuatmen, geringer. Das Kontaminationsrisiko ist dann am größten, wenn sich die hintere Person direkt im Windschatten der vorderen befindet.


Die Wissenschaftler selbst weisen darauf hin, dass sie „aufgrund der Dringlichkeit der Situation“ ihren Text veröffentlicht haben, ohne die gängigen wissenschaftlichen Begutachtungsverfahren (Peer Review) zu durchlaufen. Spätestens bis das passiert ist, sind die Ergebnisse also mit Vorsicht zu genießen. Die aktuelle Veröffentlichung genügt also nicht ganz wissenschaftlichen Ansprüchen, aber ihre inhaltliche Konstruktion und die Schlussfolgerungen sind unserer Meinung nach sehr schlüssig.

Für Laufen draußen, aber auch Walking, Nordic Walking und Biken, ist ein Sicherheitsabstand von mindestens 5 m sinnvoll!
Großzügig ausweichen,
an engen Stellen auch mal stehen bleiben,
stark frequentierte Laufstrecken meiden oder auf ungewöhnliche Zeiten ausweichen,
Masken oder auch über Mund und Nase gezogene Schlauchtücher können helfen, den eigenen Tröpfchenausstoß zu verringern und damit andere schützen.
Trotz aller Kritik bzgl. fehlender wissenschaflicher Standards ist die Kernaussage dieser Studie nicht zu ignorieren; Abstand beim Sport eher großzügig als knapp, Training nur allein oder mit Alltagspartner – nicht in Gruppen, Sport drinnen nur individuell.