Eder-Radweg

Edertal bei Bad Berleburg

Von der Quelle zur Mündung, vom Siegerland und Rothaargebirge durch den Kellerwald bis zur Fulda, immer entlang der Eder.
W
enn man mit dem Rad mehrere Tage unterwegs sein möchte, bieten sich natürlich die Radwege an bekannten Flüssen an, denn die Tour bleibt meistens relativ eben und man kommt in der Regel problemlos mit Bus oder Bahn wieder zum Startpunkt zurück. Auf den bekannten Flußradwegen (und anderen Klassikern) gibt es allerdings in diesem Jahr sicherlich ordentlichen Betrieb, denn Urlaub in Deutschland ist in Corona Zeiten „in“ und Radfahren boomt.

Wir haben uns deshalb kurzfristig für den Eder-Radweg entschieden; der Eder-Radweg ist nicht so der Fluss-Radwege Klassiker und die erste Etappe führt bergauf/bergab auf Schotter- und Waldwegen durch das Siegerland und Wittgenstein, ist also nicht jedermanns Sache. Außerdem gibt es keine direkte Verbindung zurück zum Startpunkt, weil die Bahn schon vor Jahren einige Regionalstrecken stillgelegt hat. Ein Argument war natürlich auch, dass wir von der Haustür aus starten konnten.

Der 1. Tag
von Hilchenbach bis Frankenberg, knapp 90 km

Die erste Etappe führte uns durch unser Heimrevier über Feld-, Wald- und Radwege hoch zur Ginsburg, und dann über Lützel und die Eisenstraße zur Ederquelle. Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte allerdings mit der Bahn bis Lützel, besser noch bis Erndtebrück fahren, denn der erste Abschnitt des Ederradweges , von der Quelle bis Erndtebrück, ist in diesem Jahr durch die Holzabfuhr ( Waldschäden durch den Borkenkäfer ) sehr ramponiert.
Von Erndtebrück geht es dann auf Schotter- und Waldwegen bergauf- bergab bis Aue-Wingeshausen – von unserer Haustür bis hier sind es 30 km. Auch dieser Abschnitt ist mit kleineren Kindern nicht empfehlenswert, besser ist es, bis Aue im „Rothaarexpress“ ( Bahn ) zu bleiben.
Ab Aue wird das Gelände weniger hügelig, der Radweg auch besser und weitgehend asphaltiert. Typisch fürs Siegerland ist allerdings die manchmal „spezielle“ Beschilderung. In Aue z.B. wird man für ca. 4km auf die Bundesstraße geschickt. Der Radwegweiser weist kurz vor Berghausen wieder nach rechts und man gelangt dann auf einen Wirtschaftsweg, der offenbar parallel zur Bundesstraße verläuft. Warum der ausgeschilderte Radweg einen auf die Bundesstrasse führt, bleibt ein Geheimnis. Die nächste Irritation folgt nur ein paar Kilometer weiter. An der Kreuzung Raumland findet man nur Hinweisschilder nach Bad Berleburg oder aber nach Laasphe, eine Ausschilderung nach Frankenberg – das wäre das Ziel- fehlt. Man muss der Ausschilderung nach Berleburg, obwohl man dort nicht hinfahren möchte, folgen, und nach ca. 1km findet man dann die Abzweigung zur Eder und nach Frankenberg.

Edertal abwärts von Bad Berleburg


Dieser Abschnitt von Raumland nach Beddelhausen verläuft teilweise ( für ca. 7km ) auf der Trasse der ehemaligen Eisenbahnlinie nach Frankenberg. In Arfeld kann man über den „Ziegensteg“ ( nur vom 1. Mai bis zum 15. Oktober befahrbar ) entlang der Eder eine große Schleife fahren, oder man fährt durch den Ort und spart ca. 2 km. Kurz hinter Beddelhausen verlässt man NRW und kommt nach Hessen. Die Beschilderung wechselt jetzt von der roten zur grünen Beschriftung, wird vor allem deutlich informativer. Es folgen 18km auf dem sehr gut asphaltierten Bahntrassenradweg der ehemaligen Oberen Edertalbahn. Dieses „Bahntrassenradweg-Projekt“ war teuer –ca. 2,3 Millionen- ist aber beeindruckend. Bis Doddenau fährt man über zwei für Radler hergerichtete Brücken und durch einen über 300m langen Tunnel.
Hinter Doddenau folgt dann, sozusagen als Kontrastprogramm, eine etwas schlechtere Wegstrecke bis Battenberg. Die Strecke verläuft jetzt ein Stück auf verkehrsarmen Nebenstraßen, wird ab Rennertehausen wieder verkehrsfrei und man fährt auf gesplitteten Wegen bis Frankenberg, unser Etappenziel für die erste Übernachtung.


Bis hier sind es ca. 90km. Wenn man in Erndtebrück startet, ca. 70km. Diese erste Etappe ist zwar etwas länger und anstrengender, aber wir haben uns für Frankenberg als Übernachtungsort entschieden, weil das Städtchen in der „Oberstadt“ rund um das zehntürmige Fachwerkrathaus sehr einladend ist. Ein empfehlenswertes „Radlerhotel“ liegt unmittelbar neben dem Rathaus, vis-a´-vis ein gutes Restaurant – was will man mehr!?

Man kann natürlich problemlos die Etappen verkürzen, denn auch in den kleinen Ortschaften unterwegs gibt es Übernachtungsmöglichkeiten. Wir haben uns für die Etappenziele Frankenberg und Fritzlar entschieden, weil es Städtchen mit einer hübschen Altstadt sind und man eine gewisse Auswahl an Hotels und Restaurants hat.

Der 2.Tag
von Frankenberg bis Fritzlar, 67 km

Walkmühle an der Eder

Am nächsten Morgen geht es zuerst einmal wieder runter ins Edertal. Der Radweg verläuft für gut einen Kilometer an der Bundesstraße, biegt dann aber an der „Walkmühle“ ( ein tolles Restaurant, aber z.Zt. coronabedingt nur von Do.-So. ab 18.00 geöffnet) ab und führt durch die Auenlandschaft der Eder bis Ederbringhausen.
Anschließend folgt ein etwas problematischer Abschnitt, denn ein schmaler Pfad führt zuerst einmal bergauf, und dann, nach einer Spitzkehre, geht es steil ( 12-15% ) bergab mit einer Bachfurt! Wer hier nicht sicher mit einem MTB unterwegs ist, sollte schieben.
Ab Schmidtlotheim verläuft der Radweg aber wieder auf gut ausgebauten Wirtschaftswegen bis Herzhausen. Hier beginnt der Edersee. Man muss sich entscheiden, ob man auf der Nord- oder Südseite weiterfährt. Theoretisch könnte man auch unterwegs eine der Fähren benutzen und die Seite wechseln, in diesem Sommer wurde der Fährbetrieb allerdings bereits Ende Juli eingestellt.


Der Edersee wurde als Stausee angelegt, um über die untere Eder und vor allem die Fulda ausreichend Wasser in die Weser zu leiten und bei Niedrigwasser schiffbar zu halten. In diesem Jahr mit wenig Niederschlag war das offenbar erforderlich, denn vom Edersee ist nur noch ein kläglicher Rest im Bereich der Staumauer übrig. Weitgehend war der „See“ trocken, man konnte über eine der alten Brücken, die normalerweise im Wasser verschwunden ist, auf die andere Seite gehen.

Wir haben uns für die Südseite entschieden, mussten die ersten 7km. bis Asel Süd die Kreisstraße nutzen, denn hier gibt es keinen gesonderten Radweg. Der beginnt erst in Asel-Süd. In unserem Fall hätten wir natürlich den Radweg der Nordseite fahren können und dann über die ja trockengefallene Brücke nach Asel-Süd queren können – hinterher ist man immer schlauer!?
Hinter Asel taucht der Radweg dann in den Buchenwald ( Nationalpark Kellerwald-Edersee ) ein. Der hügelige Schotterweg ist über 7km bis Bringhausen recht gut fahrbar. Weiter geht es über Rehbach bis zur Staumauer. Die Tour führt dann auf asphaltierten Wegen bis Affoldern. Anschließend folgt der Radweg der ehemaligen Bahnstrecke Affoldern-Hemfurth. Der Edersee lud wegen der ausgetrockneten Uferzonen nicht zum Baden ein, allerdings war es ein Vergnügen, in die nach der Staumauer prallvolle Eder zu springen.
Die Eder ist nach der Staumauer nicht wiederzuerkennen. Bis zum Edersee ein relativ flaches Flüsschen, nach der Staumauer dann ein richtig breiter Fluss mit ordentlicher Strömung. Zwischen Affoldern und Bergheim kann man an vielen Stellen direkt vom Radweg ins Wasser steigen. In Wega gibt es in der Dorfmitte einen attraktiven Rastplatz, überdacht mit Tischen und Bänken, wenn man Glück hat, ist sogar eine Gaststätte ( Koppenretscher ) geöffnet.
Etwa 2 km vor Fritzlar kann man links in einen Fußgängerweg ( nicht als Radweg ausgeschildert ) einbiegen. Der Weg führt oberhalb eines Wehrs über eine Brücke, führt dann nach rechts am Wasser entlang, bis hoch oben der Dom von Fritzlar auftaucht. Dann eine knackige Steigung hoch zur Altstadt und man ist überwältigt – ein großer Platz und rings herum phantastisch renovierte Fachwerkhäuser. Eins schöner als das andere. Hier oben, in einem sehr guten Radlerhotel, haben wir übernachtet und auf dem Marktplatz phantastisch gegessen. Diese zweite Etappe war auch etwa 70km lang. Am nächsten Morgen waren es noch 10km bis zum Bahnhof in Wabern.

Die Zugverbindung über Gießen nach Siegen und dann nach Hilchenbach ist eigentlich ganz ordentlich, allerdings besteht wegen Bauarbeiten das Risiko, in Gießen den Anschlusszug nach Siegen zu verpassen. In Siegen muss man dann etwa eine Stunde auf den Rothaarexpress warten. Das haben wir nicht gemacht, sondern sind mit dem Rad nach Hause gefahren – also von der Haustür bis zur Haustür zurück.

Insgesamt hat uns der Eder-Radweg sehr gut gefallen, auf der ersten Etappe wenig Betrieb, man radelt durch eine wunderschöne Gegend. Die Wege sind manchmal etwas „gewöhnungsbedürftig“, könnten, weil es sich ja um einen ausgewiesenen Radweg handelt, etwas gepflegt werden. Bei der Beschilderung ist, zumindest auf der Seite von NRW, noch „Luft nach oben“, ebenso im Hinblick auf Einkehrmöglichkeiten. Auf der ersten Etappe gab es nur zwei Rastplätze mit Selbstbedienungsautomaten – allerdings ohne Wechselmöglichkeit. Weil wir keine 1-Euro-Stücke hatten, gab es leider nichts!
Der gesamte Eder–Radweg ist 167,5 km lang, von Erndtebrück bis zur Edermündung in die Fulda + knapp 4 km entlang der Fulda bis Baunatal-Guntershausen.

Ein wirkliches Ärgernis ist allerdings die Bahn. Man fährt ja über Landes- und Tarifgrenzen, muss beachten, dass die Fahrradmitnahme einmal nichts ( NRW ) oder eine Gebühr ( Hessen ) kostet. Man muss daher recherchieren und die Fahrkarten im Internet lösen, weil ja auf den meisten Bahnhöfen kein Schalterdienst mehr existiert und der Automat im Zug oder Bahnhof nur über Karten im Tarifgebiet verfügt. In unserem Fall war dann letztendlich eine „Quer-durchs-Land“-Karte (mit 24-stündiger Gültigkeit!) für zwei Personen erheblich günstiger als die normale einfache Fahrt.