Skifahren mit Corona

Österreich verspricht sicheres Skifahren
Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz verspricht für den kommenden Winter in den österreichischen Skigebieten sicheres Skilaufen – „wir werden sicherstellen, dass es einen Wintertourismus gibt, der sicher ist, … die österreichische Regierung arbeitet intensiv an einem Konzept für die Wintersaison.“

Ebenso versprechen viele Skistationen mit der Veröffentlichung ihrer Corona-Schutzmaßnahmen Sicherheit vor Infektion im Skibetrieb, so auch der Skiverbund Ski amadé: „Skifahren ist eine Freiluft-Sportart und erwiesenermaßen gesund. Man ist in der frischen Bergluft unterwegs, tankt ordentlich Vitamin D und ist viel in Bewegung. Und das tut nicht nur physisch gut, gerade nach den Einschränkungen der letzten Monate bringt ein Aufenthalt in den Bergen auch eine mentale Stärkung mit sich. Deshalb freuen wir uns auf den Winter mit Ihnen!
WICHTIGE INFO: Aus aktueller Sicht steht einem weitgehend uneingeschränkten Skibetrieb im Winter 2020/21 nichts im Wege. Ski amadé und die Seilbahngesellschaften werden alle notwendigen Maßnahmen setzen, damit unsere Gäste Österreichs größtes Skivergnügen bei größtmöglicher Sicherheit erleben können.“

Aber gibt es das überhaupt, “ein sicheres Konzept“?

  • Bei Hochbetrieb ist oft ein ziemliches Gewühl vor dem Einstieg in Sessel oder Gondel; die Leute stehen ja nicht nur geordnet hintereinander, die Skilänge garantiert ja dann schon automatisch den Mindestabstand, sondern sie stehen auch dicht nebeneinander, es wird manchmal gedrängelt und geschoben… Die geordnete Schlange hintereinander wäre sicherlich schnell mal 100 – 150 Meter lang!!
  • In der Gondel sitzt/steht man dicht bei dicht. Die Atmung ist häufig noch erhöht, die Aerosolausschüttung ist hoch. Maskenpflicht, permanente Lüftung?? … schwer vorstellbar.
  • Abstandsregel/Maskenpflicht auf den Skihütten? Bei Sonne und nicht wirklich kalten Temperaturen ist die Pause auf der Hüttenterrasse sicherlich kein Problem, aber wenn das Wetter in die Hütten zwingt, dann wird es buchstäblich eng.
  • Maskenpflicht in der Gondel + Ein- und Ausstiegsbereich, eventuell in Restaurant, in der Hütte, vielleicht auch noch im Sessel; mit Helm und Brille wird das mit der klassischen Atemwegsmaske nicht funktionieren, das Buff wird zur Maske. Aber den ganzen Tag oder sogar mehrere Tage mit einem Buff??

In Deutschland werden in jedem Geschäft und jedem Restaurant die Masken getragen und zusätzlich gilt überall Abstand 1,5 m, Indoor-Sport wird mit aufwendigen Hygienekonzepten und vergrößertem Abstand betrieben, die AHA Regeln sind – bis auf wenige Deppen und Corona-Ignoranten – selbstverständlich. Und das regelmäßige und gründlichen Lüften ist mittlerweile fester Bestandteil aller Indoor-Veranstaltungen.
Es ist allgemein bekannt und unumstritten, dass das Infektionsrisiko in geschlossenen Räumen höher als in der frischen Luft ist; im Herbst und Winter besteht also generell die Gefahr, dass die Infektionszahlen steigen, weil wir uns viel mehr in geschlossenen Räumen aufhalten und die ständige intensive Lüftung von Räumen nicht mehr so funktioniert wie im Sommer
Diese Standards im Umgang mit dem Coronavirus gelten natürlich auch für den kommenden Winter und den Skisport in Skigebieten. Skifahren ist zwar eine Freiluft-Sportart und in den weitläufigen Skigebieten und breiten Pisten ist Abstand kein Problem, aber in der Gondel und im Sessellift und in den Ansteh-Räumen wird es zu Hochsaison-Zeiten sehr eng!
Und hier hat aus unserer Sicht noch kein Skigebiet ein schlüssiges Konzept vorgestellt.

SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental hat z. B. beschlossen, die Gondel generell früher am Morgen starten zu lassen, um so den morgendlichen Andrang zu entzerren; und alle Bahnen sollen bei Hochbetrieb mit hoher Geschwindigkeit fahren, um so die Verweildauer in der Bahn zu verkürzen.

In anderen Gebieten werden flächendeckende Lautsprechersysteme installiert, um so die Skifahrer ständig über aktuelle Wartezeiten zu informieren.

Das Problem ist natürlich schon bewusst, aber die große Lösung der Risikosituationen Gondel + Anstehraum beim Skifahren ist das noch nicht.

Vielleicht geht es letztendlich nur über eine Begrenzung der Gesamtpersonenzahl/eine Kontingentierung im Skigebiet?


Ski Arlberg schreibt dazu „Seilbahnen gelten in Österreich rechtlich als öffentliche Verkehrsmittel, eine Reduktion der Fahrgastkapazitäten ist derzeit rechtlich nicht vorgegeben. Jedenfalls werden jedoch in unserem Skigebiet bei geringerem Fahrgastaufkommen die Kapazitäten nicht ausgeschöpft. Eine grundsätzliche Personenlimitierung ist nicht vorgesehen, kann jedoch kurzfristig nötig sein und muss daher ausdrücklich vorbehalten werden.“
Auch in der Schweiz ist eine mögliche Kontingentierung in der Diskussion: „Die Bergbahnen Arosa Lenzerheide haben für diesen Winter eine Taskforce einberufen und spielen derzeit verschiedene Szenarien und Schutzkonzepte durch, wie Peter Engler, Geschäftsführer der Lenzerheide Bergbahnen sagt. «Bei einer Kontingentierung wird es natürlich schwierig mit den Gästen. Fangen wir dann früher an und lassen das Gebiet länger offen? Sagen wir dann, diese Gruppe darf bis 11 Uhr fahren, die andere danach? Das ist eine große Herausforderung.»“ – entnommen aus Schweiz Aktuell, online-Dienst des Schweizer Radios und Fernsehens (SRF), 1. 9. 2020.

Österreichs Kanzler Sebastian Kurz hat aktuell ein Konzept mit Vorschriften für die Wintersaison angekündigt, und auch in der Schweiz laufen intensive Diskussionen zwischen der Bundesregierung und den Seilbahngesellschaften über Regeln für die kommende Skisaison. Der Chef des Schweizer Innenministerium, Bundesrat Alain Berset, ist in engem Kontakt zu den Seilbahnbetreiber. Alain Berset hält darüber hinaus auch eine internationale Koordination der Maßnahmen im Alpenraum für sinnvoll/nötig an, er befürchtet ansonsten angesichts unterschiedlicher Corona-Maßnahmen im Alpenraum eine Wettbewerbsverzerrung zwischen den Skigebieten; Gespräche darüber mit seinen Amtskollegen in den Nachbarländern hat es nach seinen Aussagen auch schon gegeben – die Diskussion ist also noch nicht abgeschlossen!