Verschiebbare Langlauf – Bindungen; nach vorn für mehr Grip, nach hinten für mehr Speed

Move-Bindungen haben gerade für Skin-Ski große Bedeutung, denn die Fellstreifen sind ja nicht wie der Wachsbereich bei Wachsski veränderbar. Gerade bei den sportlichen Skimodellen ist es wichtig, dass der Ski zum Gewicht des Skiläufers „passt“, denn bei diesen Ski ist der Fellstreifen etwas kürzer und das Fell ist meistens auch „kurzhaariger“. Der Fellbereich unter Bindung soll ja bei einbeiniger Belastung das Zurückrutschen des Ski verhindern, bei beidbeiniger Belastung beim Gleiten oder bergab Fahren aber möglichst wenig Schneekontakt haben und nicht bremsen. Man sollte für diese Ski schon eine ordentliche Lauftechnik, vor allem aber über einen dynamischen Abdruck verfügen; das Körpergewicht muss deshalb zur jeweiligen Skilänge passen! Einige Firmen, Fischer z.B., weisen auf den Ski auf das jeweils „passende“ Läufergewicht hin. Andere Firmen Tabellen für das Verhältnis Läufergewicht zur Skilänge.
Allerdings betreffen diese Gewichtsangaben immer eine gewisse Spanne; bei den Racemodellen sind es mindestens 10 kg, bei anderen Modellen sind es schon mal + – 20 kg Körpergewicht.
Je nachdem, ob man also im unteren oder oberen Gewichtsbereich liegt, kann man mit einer Move-Bindung zu wenig oder zu viel Gewicht kompensieren, indem die Bindung ein oder zwei Stufen nach vorn oder hinten geschoben wird. Man kann den Ski sozusagen individuell auf sein Gewicht einstellen.
Bei einigen Herstellern –z.B. Atomic/Salomon oder Rottefella geht das sogar, ohne den Schuh aus der Bindung zu nehmen. Bei Fischer und Rossignol muss man an der Bindung eine kleine Sperre lösen, um die Bindung zu verschieben, dafür muss der Schuh aus der Bindung genommen werden.
Besonders interessant ist die Verschiebung der Bindungsposition bei langen Läufen mit langen Abfahrten bzw. langen Anstiegen; während das Verstellen der Bindung für kurze steile Anstiege oder Abfahrten vielleicht ein zu großer Aufwand ist, sieht es bei kilometerlangen Anstiegen/ Abfahrten natürlich schon wieder anders aus – zumindest dann, wenn zum Verstellen der Bindung diese nicht geöffnet werden muss, wenn es sogar in einer Gleitphase geht. Bisher bieten Atomic/Salomon und Rottefella solche Bindungen an. Siehe dazu: https://www.bergundtal.com/?p=15271

Rottefella bietet z. B. auf der Homepage Profile der großen Skimarathons mit Schaltempfehlungen für ihre MOVE-Bindungen an.
(https://rottefella.no/move-system)

„Schaltplan“ für den VasaLauf

Alle großen Bindungshersteller werben mit dem Nutzen einer verstellbaren Bindung:

Rottefella (MOVE ™ -SYSTEM): „ Es gibt nur wenige Dinge, die einen schönen Skitag mehr ruinieren als rutschige Ski und schlechtes Gleiten. Mit MOVE ™ Switch ist es einfach, etwas dagegen zu unternehmen. .. Mit dem MOVE ™ System können Sie das Naturerlebnis genießen.“


Fischer (WORLDCUP CLASSIC IFP): „TURNAMIC® ermöglicht vor allem bei Classic Wachs-, Fell- und anderen Steighilfeski sekundenschnelles Tuning der Skiperformance. Nach vorne geschoben bietet sich mehr Grip, nach hinten geschoben verbessern sich die Gleiteigenschaften spürbar.“

Salomon (PROLINK SHIFT RACE CLASSIC): „Mit dieser ergonomischen, leicht nach vorne oder hinten verschiebbaren Bindung erlebst du perfekte Lauferlebnisse und verbesserst die Performance deiner Ski. Für mehr Grip lässt sich die Bindung nach vorne und für besseres Gleiten nach hinten verschieden, während die „0“-Position das Beste aus beiden Welten bietet.“

Salomon Tests

Wir haben es getestet

Wir waren – und sind es immer noch – neugierig, ob auch Fitness- und Freizeitläufer unterhalb der Wettkampfsports die Effekte einer verschiebbaren Bindung nutzen können, oder ob es nur etwas für Spitzenläufer mit sehr guter Technik, explosiver Dynamik und entsprechend fordernden Ski ist.

Wir haben uns deshalb im Skilanglaufzentrum Hochsauerland in Westfeld einen knackigen Anstieg und eine längere Abfahrt als „Teststrecken“ genommen; Bedingungen: Kunstschnee, Lufttemperaturen + 5° bis + 8°, nachts leichter Frost, eine frisch gespurte Loipe; großkörniger fester Schnee.
Im ersten Durchgang haben wir jetzt Ende Februar/Anfang März zwei Skinski getestet, einen Ski aus dem oberen Performance Bereich, Fischer TWIN SKIN CARBON PRO Medium mit Fischer XC-Binding Race Pro Classic IFP und einen Ski aus dem Fitnessbereich, Salomon RC 8 ESKIN Med mit PROLINK SHIFT Bindung.

Bindung nach vorn = mehr Grip?

„Es gibt nur wenige Dinge, die einen schönen Skitag mehr ruinieren als rutschige Ski (Rottefella)
Wir sind unsren kurzen Testberg mehrmals mit neutraler Bindungsposition/0 und mehrmals mit nach vorn verschobener Bindung (beide Bindungen +2) gelaufen, Wir haben uns bemüht, immer den gleichen Rhythmus zu laufen mit gleicher Oberkörperposition und im oberen steileren Bereich des Anstiegs mit kürzeren Schritten/einer höheren Frequenz.

Das Ergebnis war eindeutig: Der Grip war bei beiden Ski mit der nach vorn verschobenen Bindung deutlich besser. Der Abdruck mit der Bindungseinstellung 0/neutral im letzten Teil des Anstiegs war nur noch ganz kurz, die Ski sind schnell nach hinten weggerutscht, wir mussten viel mit den Stöcken kompensieren. Mit der Bindungseinstellung +2/also ca. 2 cm nach vorn verschoben war der Abdruck bis oben gut, wir konnten den Laufrhythmus und auch die Intensität des Stockeinsatzes über die Kuppe halten.
Die Formel Bindung nach vorn = mehr Grip hat sich für uns auf jeden Fall bestätigt.

Die verschiebbare Bindung ist also auch jeden Fall schon mal eine Perspektive für den Fall, dass ich zu leicht für den Ski bin oder mein Körpergewicht vielleicht im unteren Drittel der für den Ski empfohlenen Gewichtsspanne liegt. Ich kann so in Ruhe austesten, welche Bindungsposition für mich/für mein Körpergewicht passt. Für diesen Fall reicht sicherlich eine verschiebbare Bindung aus, bei der ich für das Verstellen aus der Bindung muss:
Rossignol und Fischer Turnamic, Salomon und Atomic Prolink Shift, Rottefella Xcellerator 2.0 Classic. Die Prolink Shift von Salomon und Atomic ist hier am einfachsten/schnellsten zu bedienen.
Wenn ich Wert darauf lege, die Bindung während des Laufens zu verstellen, dann macht eine Bindung Sinn, die ich im geschlossenen Zustand verstellen kann: Rottefella Move Bindungen oder Salomon und Atomic Prolink Shift-In Bindungen. Rossignol und Fischer haben hier noch kein entsprechendes Modell im Angebot.
Für Rottefella Move Bindungen oder Salomon und Atomic Prolink Shift-In Bindungen gibt es die dafür passenden Platten separat oder im Set mit der Bindung. Für Ski mit einer integrierten IFP Platte (Rossignol + Fischer) bietet Rottefella ein MOVE ™ Race Kit für IFP an, „passt auf alle Ski mit IFP * Montageplatte. (* IFP ist Eigentum und Technologie der Fischer Sports Gmbh.)“

Bindung nach hinten = mehr Speed?

„ Es gibt nur wenige Dinge, die einen schönen Skitag mehr ruinieren als schlechtes Gleiten.“ (Rottefella)
Unser Testkonzept für die Abfahrt: Bindungseinstellung 0/neutrral und im Vergleich dazu nach hinten verschoben/-2, zwei Doppelstockschübe und dann in die leichte Abfahrtshocke, Körpergewicht auf der ganzen Sohle und unten bleiben bis zum Stand; eine leichte Abfahrt mit langem Auslauf und leichtem Gegenhang.

Unsere Test-Hypothese: Mit der um 2 Einheiten (also ca. 2 cm) nach hinten verschobenen Bindung gleiten die Ski besser und damit weiter als mit der neutralen Bindungsposition. Aber zu unserer Überraschung ist das nicht der Fall bzw. der Unterschied ist minimal. Dieses Ergebnis ist auch deshalb überraschend, weil beide Ski mit der nach hinten verschobenen Bindung unserem Empfinden nach im Diagonalschritt auf ebener Loipe deutlich besser gleiten, während der Abdruck bei dieser Bindungsposition deutlich „spitzer“ ist.
Unsere Erklärung: Wir sind beide im unteren Drittel der Gewichtsklasse der beiden Testski; bei beidbeiniger Belastung in der Abfahrt ist die Vorspannung der Ski so hoch, dass bei unserem Körpergewicht der kurze Skinbereich unabhängig von der Position der Bindung kaum Schneekontakt hat. Im Diagonalschritt und damit bei starker und dynamischer einbeiniger Belastung macht sich dann aber die veränderte Bindungsposition bemerkbar.

Unsere vorläufige Einschätzung: Auf jeden Fall wirkt sich das Verschieben der Bindung nach hinten im Diagonalschritt aus. Der Abdruck wird kürzer und weniger intensiv, er wird „spitzer“, im Anstieg rutscht der Ski eher weg; die Gleitphase im langen Diagonalschritt wird dagegen länger.
Einmal kann ich so generell den für mein Körpergewicht zu kurzen bzw. zu weichen Ski „korrigieren“, ich kann aber auch bei passendem Ski die Bindung nach hinten verschieben, um z. B. auf einer ebenen Stecke im Diagonalschritt das Gleiten zu verbessern. Wenn ich dabei ganz bewusst den Oberkörper relativ aufrecht halte – keine Vorlage, dann kann ich vielleicht den schwächeren Gripp kompensieren.
Durch die Möglichkeit der Bindungsverschiebung kann ich so die für mich optimale Position der Bindung ausprobieren; dieser Aspekt der verschiebbaren Bindung ist aus unserer Sicht auf jeden Fall interessant – gerade bei den Skin-Ski, wo ich ja nicht die Möglichkeit habe, die Länge der Abdruckzone zu variieren.
Die Formel Bindung nach vorn = mehr Grip hat sich für uns bisher auf jeden Fall bestätigt.
Die Formel Bindung nach hinten = mehr Speed hat sich für uns bisher nicht so uneingeschränkt bestätigt; zumindest nicht in der normalen Abfahrt mit paralleler Skiführung.
Wir werden aber unseren Test auf unserer Teststrecke mit anderen Ski weiter führen, demnächst auch mit Skatingski.

Im zweiten Durchgang haben jetzt im März die Auswirkung der verschiebbaren Bindungen mit zwei weitere Skin Ski getestet: Madshus RACE SPEED INTELLIGRIP mit der Rottefella MOVE SWITCH Bindung und Rossignol DELTA COMP R-SKIN mit der Rossignol Race Pro Classic IFP Bindung.

die Ergebnisse des ersten Tests haben sich eindeutig bestätigt:
Bindung nach vorn = mehr Grip, aber auch mehr Reibung in der Gleitphase des Diagonalschritts. Hier haben wir allerdings die Erfahrung gemacht, dass dieser Effekt bei dem Rossignolski DELTA COMP R-Skin deutlich geringer aufgetreten ist; dieser Ski hat eine sehr hohe Vorspannung, die wohl diesen Bremseffekt wieder etwas kompensiert.
Bindung nach hinten = mehr Speed, gilt für die Gleitphase beim Diagonalschritt; aber immer auch verbunden mit weniger bzw. kürzerem Grip!