E-Bike – Bikesport?

„Echte Sportler brauchen keinen Motor!“, „E-Bikes sind was für Senioren“; in vielen Köpfen wird die Fahrt mit dem E-Bike immer noch mit Unsportlichkeit assoziiert.
Andererseits ist aber der berühmte Ausspruch „quäl dich, du Sau“ auch nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss der aktuellen Trainingslehre.

Sicher, man kann sich natürlich auch mit dem E-Bike verausgaben und quälen und andrerseits mit dem Rennrad auch Brötchen holen. Aber gerade die aktuellen/neuen E-Bikes mit vernetztem Antriebssystem, mehreren auch dynamischen Unterstützungsstufen + Kettenschaltung – mittlerweile 1/12 fach) bieten ausgezeichnete Möglichkeiten für ein ganz gezieltes sportliches Training.
Wir wollen mit einem ganz einfachen Versuch/Beispiel die Diskussion über die Frage, „ist E-Biken Sport ?“ versachlichen:
Hausstrecke Siegerland Nord: Siegen – Dreis-Tiefbach – Niedersetzen/Obersetzen (langer, z. T. steiler Anstieg + Abfahrt) – Unglinghausen (langer Anstieg + Abfahrt) – Herzhausen (Anstieg + Abfahrt) – Ruckersfeld (Anstieg) – Oechelhausen – B62 (Anstieg) – Afholderbach (Abfahrt) – Eschenbach – Netphen – Siegen. 56 km, mit ca. 1200 Höhenmetern aufwärts (Rundstrecke, also auch wieder abwärts).

Versuchsverlauf: Eine unserer Hausstrecken (56 km) mit dem E-Bike mit relativ konstanter Herzfrequenz von +/-130 bpm als Orientierungswert für ein GA1/2 Grundlagenausdauertraining; Dauer ca. 2 Stunden.
E-Bike/Rad: Cube Cross/Tourenbike CUBE CROSS HYBRID ALLROAD 500, Bosch Performance Line CX , Baujahr 2018, 250W/75Nm, Akku Bosch PowerPack 500, Gewicht: 22,5 kg.

zusätzlich noch mit Gepäckträger + Radtasche bestückt

Ergebnis: Die 56 km auf einer unserer „Heimrunden“ im Siegerland, ca. 1200 Höhenmeter bergauf, aufgeteilt auf 5 Anstiege, (Rundstrecke, gleiche Höhenmeter bergab), fahre ich mit dem Cube-Bike in einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 23,8 kmh in 2 Stunden und 17 Minuten.
Von den 5 Balken der Akkuanzeige wurden 3 Balken verbraucht, wobei der Motor eigentlich nur bei den fünf Anstiegen unterstützt hat und dabei auch nur bei den jeweils steilsten Teilabschnitten im Turbomudus, ansonsten in Anstiegen im Tour oder im E-MTB Modus. Große Teile der Gesamtstrecke war der Motor inaktiv, weil die Geschwindigkeit über 25 kmh war.
Die vorgegebene Herzfrequenz von 130 bpm kann trotz den anspruchsvollen Strecke dank unterschiedlicher Unterstützungsmodi der Antriebssystems in Kombination mit der Schaltung relativ gut konstant gehalten werden. Wobei hier natürlich vor allen Dingen die Unterstützungsmodi immer wieder variierten werden müssen. Vorgabe war immer: So schnell wie möglich unter Berücksichtigung der Pulsfrequenz von 130.

Alles in allem also ein sehr gezieltes Training mit dem E-Bike, Das E-Bike ist also ohne Zweifel auch ein sehr effektives Trainingsgerät, Bikesport mit dem E-Bike!


Bei unserem Versuch hat sich auch noch gezeigt, dass diese Vorgaben – Tempo/Herzfrequenz +/- 130 – am besten/angenehmsten mit einer Trittfrequenz von 80 – 100 zu realisieren war.
Auch hierfür muss natürlich Schaltung + Display zur Wahl des Unterstützungsmodus häufig benutzt werden – und genau diese Kombination hat sich in diesem Versuch (den wir mit verschiedenen E-Bikes und ähnlichen Strecken mehrfach wiederholt haben) als zielführend erwiesen.

Mit dem E-Bike kann durch Schaltung + Unterstützungsstufe die Belastung über lange Stecken/Zeit konstant gehalten werden bei ganz gleichmäßiger Trittfrequenzhalten, und das nahezu unabhängig von der Strecke!

Letztendlich ist diese Möglichkeit natürlich durch die Akku-Kapazität limitiert, und die hängt natürlich extrem von der Topografie der Strecke ab. Bei unseren typischen Siegerlandstrecken mit immer wieder kurzen aber auch heftigen Anstiegen reicht der 500 Wh Akku bei sportlicher Fahrweise so ca. 80 Km; sportliche Fahrweise heißt hie z. B., das auf ebener Strecke schneller als 25 kmh gefahren wird. Auf relativ ebenen Strecken – wie z. B. Flussradwege, Münsterland Nordseeküste … – kommt man schnell mal bei ebenso sportlicher Fahrweise auf 120 km Reichweite.

Das E-Bike ist also durchaus ein Rad, das auch sportlich genutzt/gefahren werden kann; unserer Erfahrung nach sogar sehr gut zum gezielten Fitness-Training bis hin zum detaillierten Ausdauertraining.
Und wenn man jetzt noch die „neue Generation“ der mit dem Handy vernetzbaren Antriebssysteme berücksichtigt, bei denen per Bluetooth und App neben den bisher üblichen Werten Trittfrequenz, Wattleistung und in Kombination mit einem Brustgurt auch Herzfrequenz auf einem Gerät angezeigt werden, dann bieten sich hier sehr gute Möglichkeiten, um mit dem E-Bike ein fundiertes und sehr differenziertes Training durchzuführen; das E-Bike als Outdoor-Ergometer; gezielte Trainingssteuerung + Landschaftserlebnis pur.