E-Gravelbike Corratec E-Allroad, Test 2.0

Das Gravelbike E-ALLROAD der Fa. Corratec hatten wir ja bereits im Juni vorgestellt – https://www.bergundtal.com/?p=15623


Im Anschluss an die Fahrradmesse „ Mountainbikedays“ in Brixen ergab sich die Möglichkeit, das Bike in Südtirol noch einmal zu testen. Wir haben uns in St. Magdalena im Villnösstal einquartiert und konnten das Rad im alpinen Gelände an den Geislerspitzen und auf festen Wegen zu beiden Seiten des Eisacktales einsetzen.

Geislerspitzen

Die erste Tour war eine Hüttenrunde über geschotterte Almwege. Über die Zanseralm hoch zur Schlüterhütte ( etwa 1000 Höhenmeter ), von dort wieder runter bis Ranui, weil der Verbindungsweg direkt unter den Geislerspitzen – der Adolf Munkel Weg – für Radfahrer gesperrt ist, und dann noch einmal, aber dieses Mal „nur“ über 650 Höhenmeter hoch zur Geisleralm. Diese Strecke ist zwar kürzer, dafür gibt es aber einige steile Rampen mit über 20% Steigung.

Almwege unterhalb der Geislerspitzen


Man merkt bei den teilweise sehr ausgewaschenen und grobschottrigen Passagen natürlich, dass ein Gravelbike das MTB nicht ersetzen kann. Besonders auf den Abfahrten vermisst man die breiteren Reifen, vor allem aber die Federgabel. Eine etwas bessere Dämpfung könnte sicherlich mit „tubeless“ Laufrädern erreicht werden, denn dann könnte man mit weniger Reifendruck fahren ohne Angst vor einem „Platten“ haben zu müssen. Hier wäre bei diesem Rad also noch „Luft nach oben“. Darüber hinaus hätte ich bei dieser Tour gern eine etwas ausgeprägtere „Bergübersetzung“ gehabt, denn nur ein Kettenblatt vorn mit 42 Zähnen und das 11-fach Ritzel auch mit 42 Zähnen reichen bei solchen Steigungen nicht aus, man muß doch den Motor häufiger einsetzen.

Corratec E-ALLROAD – Ausstattung
Shimano GRX Schaltgruppe mit Shimano SLX 11-fach Kassette,
Kassette: 11-42T, ZZYZX E-Power Kurbel mit einfach-Kranz 42T,
hydraulische Scheibenbremsen Shimano GRX, vorn + hinten 160 mm Bremsscheiben,
Lenker, Vorbau, Sattelstütze und Fegen von ZZYZX – wie auch der Kurbelsatz,
Reifen: WTB Riddler, 700 x 45
E- Antriebseinheit: Fazua Drivepack evation; Akku 252 Wh, Motor 250 W / max 450 W / 60 Nm.
Gewicht: 14,9 (ohne Motoreinheit 11,3) kg

Am nächsten Tag stand eine Runde über insgesamt knapp 95km auf dem Plan. Überwiegend feste Wege und Straßen, der erste Streckenabschnitt mit Panoramasicht auf Geislerspitzen und Peitlerkofel, allerdings über jeweils 2100 Höhenmeter im Aufstieg und in der Abfahrt. Ich war gespannt, ob der relativ kleine Akku ( 252 Wh ) durchhalten würde.
Die Strecke führte von St. Magdalena ( 1290m ) hoch zum Würzjoch ( 2007m ). Von dort über die Plose und St. Andrä runter nach Brixen ( 570m ). Dann über den Radweg nach Klausen ( 525m ) und von dort zuerst durch die Tinnebachschlucht, dann steil bergauf nach Latzfonds( 1160m ). Von dort über Feldthurns hinunter nach Klausen und auf der gegenüberliegenden Seite des Eisacktales wieder hoch nach St. Magdalena.

Das Rad verleitet dazu, möglichst ohne Motorunterstützung zu fahren, es ist leicht genug, vor allem aber ist ein Tretwiderstand, der bei den meisten e-bikes ohne Motorunterstützung stört, nicht spürbar. Ich hatte die Strecke daher so gewählt, dass die Aufstiegsetappen kürzer, aber dafür steiler waren als die Abfahrten, denn ich wollte möglichst viele Kilometer ohne Motorunterstützung fahren. Auf einer solchen Strecke wünscht man sich bei einem Rad, mit dem man ja gern ohne Unterstützung radelt, vorn ein zweites und größeres Kettenblatt. Die Motorunterstützung – leicht/grün/100Watt , blau/210 Watt, rot250 Watt – arbeitet am effektivsten bergauf und überzeugt mit einer enorm starken Schubkraft. Wenn der Motor abgeschaltet ist oder wenn man schneller als die „unterstützten“ 25km/h unterwegs ist, ist die Getriebe-Entkopplung nicht spürbar, man fährt wie mit einem „normalen“ Rennrad. Man nutzt die Motorunterstützung also nur dann, wenn der Anstieg extrem steil ( Stufe Rocket/rot ) oder sehr lang ( Stufe River/blau ) ist, kann sonst den Motor ausschalten.

Selbst bei dieser Runde mit teilweise sehr anspruchsvollen Anstiegen leuchteten an der Anzeige von den 5 Leuchtpunkten ( voll geladener Akku ) bei der Ankunft in St. Magdalena noch zwei! Die Fazua-Antriebseinheit arbeitet effektiv, wenn sie gebraucht wird, ist aber sparsam im Verbrauch.

Fazit: Ein rundum tolles Rad auch für längere Touren auf Straße wie auch moderat offroad, das aber mit Hilfe einiger „Kleinigkeiten“- Tubeless- Räder, vorn ein zweites Kettenblatt + ein „bergtauglicheres“ Ritzelpaket hinten – noch besser sein könnte. Die Fazua Antriebseinheit hat auch auf diesen anspruchsvollen Strecken voll überzeugt; kein Antrieb für den Dauerbetrieb, aber wenn er gebraucht wird, dann ist er sehr wirkungsvoll.