Radfahren in Herbst und Winter – von Kopf bis Fuß aufs Wetter eingestellt.

Immer mehr Menschen nutzen das Fahrrad für den Arbeitsweg, für Alltagswege und für die Freizeit das ganze Jahr über – auch im Winter. Radfahren ist eine gute Möglichkeit, auch an der klaren frischen Winterluft draußen unterwegs zu sein und den Fitness-Level hoch zu halten. Zusätzlich stärkt die körperliche Bewegung an der frischen Luft das Immunsystem, zudem ist man umweltschonend unterwegs und arbeitet mit Spaß und Freude am eigenen Co2 Fußabdruck.
Gerade e-Bikes haben das Potential, auch in bergigen Städten und Regionen mit ihnen das ganze Jahr unterwegs zu sein; ich kommen dank Motorunterstützung auch heftige Berge mit dem Einkauf hoch, ohne groß zu schwitzen trotz warmer Kleidung, ich kann meine Tagestour mit reichlich Höhenmetern ohne große Erschöpfung fahren und selbst die Fahrt zum Baumarkt macht Spaß.
Nicht bei Eis und Schnee, Dauerfrost und vielleicht auch Dauerregen, aber sonst gilt eigentlich der klassische Satz: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung, und der innere Schweinehund ist mit dem e-Motor generell schon mal viel zahmer.

RadkleidungFahrradkleidung in Herbst und Winter muss warm, winddicht und gleichzeitig atmunsaktiv sein, beweglich und strapazierfähig, und sie muss auch noch gut sichtbar sein.

Von Kopf bis Fuß aufs Wetter eingestellt; ein wichtiges Prinzip bei der Wahl der Fahrradbekleidung im Winter ist das sog. Zwiebelprinzip; mehrere Schichten übereinander ziehen, die sich in ihrer Funktion ergänzen. Aber die funktionellen Anforderungen an eine Radbekleidung in Herbst und Winter sind allerdings nicht ganz so einfach zu erfüllen; sie soll Schmutz, Kälte und Regen fernhalten, gleichzeitig aber aufkommenden Schweiß verdampfen lassen, dazu schnelltrocknend sein und dann auch noch einigermaßen bequem und beweglich. Gerade in der Übergangs- oder kalten Jahreszeit macht die Wahl der richtigen Bekleidung den Unterschied zwischen „sich ärgern“ und Spaß haben.

Baselayer

Als erste Schicht, Unterwäsche oder sog. Baselayer, gibt es mittlerweile ein großes Angebot an Merino Produkten; Funktions-Unterwäsche und auch Strümpfe aus 100% Merinowolle oder Merino kombiniert mit synthetischen Fasern. Merinowolle hat ein angenehmes Tragegefühl, ist relativ geruchsneutral durch eine antibakterielle Wirkung, ist atmungsaktiv, leitet Feuchtigkeit vom Körper weg und wärmt auch im feuchten Zustand. Alternativ zu Marino-Produkten gibt es ein reichhaltiges Angebot an synthetischer Funktionswäsche, die auch ein gutes Feuchtigkeitsmanagement hat.

Zu den sog. Baselayern gehören in Herbst und Winter natürlich auch die Strümpfe; gerade die Füsse sind beim Radfahren besonders kältempfindlich, sie werden relativ wenig aktiv bewegt und sind dem Wind ausgesetzt. Auch hier sind ganz sicher Strümpfe mit einem guten Anteil Merinowolle eine gute Wahl. Wir haben gute Erfahrungen mit lange Strümpfe mit leichter Kompressionswirkung gemacht.

Winterjacken




ASSOS MILLE GT ULTRAZ Löffler BIKE ISO-JACKET HOTBOND® PL60
WINTER JACKET EVO
Schöffel Ins. Hybrid Jkt Rugged D

Winterjacken werden wir in Kürze ausführlich testen und vorstellen

Die äußerste Lage ist dann für die Wärmeisolierung zuständig. Dichter gewebte Stoffe, innen angeraut und kombiniert mit winddichter Membrane an Brust, Schulter und Armen sind auf jeden Fall ein guter Kälteschutz. Bewährt haben sich hier sog. Hybrid-Jacken, sie halten an den richtigen Stellen warm, während sie in anderen Körperregionen besonders dampfdurchlässig sind. Für das Radfahren bei tiefen Temperaturen muss die Körperfront + Schultern und im Idealfall auch die Armoberseite winddicht und gut isoliert sein, nur der Rücken und die Armunterseite sind aus leichterem Material, atmungsaktiv,weniger isoliert und elastisch. Der Armabschluss soll auf jeden Fall eng und dicht sein, damit zwischen Handschuh und Jacke kein „Luftloch“ entsteht.

Winterhosen

Ähnliches gilt für die Radhose; es gibt Softshell – Thermohosen mit winddichter Membran an Oberschenkel und Gesäß, die man bei Bedarf immer noch mit langer Unterhose kombinieren kann. Und dann gibt es auch noch bis zum Knie reichende Überhosen, die mit z. B. Primaloft Wattierung, winddichter Ausstattung und elastischen Einsätzen über der normalen Hose getragen werden und ein sehr effektiver Wetterschutz sind.

Vaude Minaki III Thermo-Fahrradhose, kurze isolierende Überhosen; warm, winddicht und wasserabweisend, Rückseite komplett wasserdicht
Löffler BIKE PANTS ALASKA ASW.
Wind- und wasserabweisend, wärmeisolierend,

Innen angeraut, atmungsaktiv, elastisch

Winterhosen werden wir in Kürze ausführlich testen und vorstellen

Helm mit Helmmütze + Helm-Überzug

Der Helm ist für das Radfahren mittlerweile selbstverständlich, im Herbst und Winter sind hier aber doch eine Helmmütze und eventuell ein Regenschutz für den Helm sinnvoll. Die Helmmütze wird unter dem Helm getragen, ist relativ dünn, innen mit Fleece-Material ausgestattet, windabweisend oder winddicht, atmungsaktiv und bedeckt auch die Ohren. Der Regenschutz wird außen über den Helm gezogen, ist wasserdicht und auch ein sehr wirksamer Windschutz und in einer Signalfarbe immer auch ein zusätzlicher Sicherheitsaspekt; hier lohnt es sich, bei den vielen angebotenen Helmüberziehern auf das Prädikat „wasserdicht“ zu achten.

Ganz aktuell gibt es jetzt auch Fahrradhelme mit Visier und auch spezielle Winterhelme.

Der Visierhelm schützt die Augenpartie vor Wind und Kälte, ist auch für Brillenträger geignet und es gibt das Visier auch in selbsttönendem Material. – wir werden in Kürze einen solchen Visierhelm testen und vorstellen.

Einen Visierhelm werden wir in Kürze testen ud vorstellen

Der spezielle Winterhelm hat weniger Lüftungsöffnungen als der „normale Helm“ und ist mit Ohrenschutz ausgestattet; hier gibt es von einigen Anbietern auch sog. Multifunktinshelme, die entsprechende Sicherheitsnormen für z. B. Radfahren, Skifahren und Klettern erfüllen.

Bei Temperaturen ab so ungefähr + 5° gehören dann auch Handschuhe zur Winterausrüstung.

Handschuhe sollen auf jeden Fall winddichtund innen angeraut oder mit Fleece ausgestattet sein, und die Innenhand ist griffig, der Handschuh darf an den Lenkergriffen nicht abrutschen. Neben den üblichen Fingerhandschuhen gibt es speziell fürs Radfahren die sog. Hummer- oder Lobster-Handschuhe; jeweils 2 Finger sind zusammen in einem Futter, die Handschuhe sind dadurch noch wärmer als normale Fingerhandschuhe; in Kombination mit z. B. einem hochwertigen Primaloft-Futter, wasserdichtem und atmungsaktivem Außenmaterial und einer griffigen Innenhand haben wir hiermit Radhandschuhe für tiefe Temperaturen. Für extreme Temperaturen oder auch sehr kälteempfindliche Biker gibt es auch heizbare Radhandschuhe. Mit einem kleinen leistungsfähigen Akku in der Handschuhstulpe oder auf dem Handschuhrücken und einer Laufzeit von (je nach Hersteller) 3 – 5 Std. kann man so schon der Kälte einige Kilometer trotzen.

Anders als beim Laufen sind die Füße beim Fahrradfahren kaum in Bewegung und kühlen dadurch sehr schnell aus; Winterschuhe oder/und Überschuhe sind hier ein guter Kälteschutz

Neben oder auch zusätzlich zu Winterschuhen schützen Überschuhe vor Wind, Regen und Kälte, es gibt winddichte Varianten, solche die 100% wasserdicht sind und natürlich auch isolierte Überschuhe für besonders kalte Radtage. Sie werden über die Schuhe gezogen, haben eine offenen Sohle und werden in der Regel an der Rückseite mit einem Klettband oder Reißverschluss geschlossen. Wenn es um einen Kälteschutz geht, dann sollten die Überschuhe mindestens winddicht und durch aufgerautes Innenmaterial oder sogar Primaloft-Futter gut isolierend sein. Sie müssen auf jeden Fall gut passen, der Klettverschluss muss komplett schließen.
Auch hier gibt es neben den warmen Winterschuhen noch die Möglichkeit, heizbare Socken oder heizbare Sohlen zu benutzen, um die Füße warm zu halten. In beiden Fällen wird die Heizung per Fernbedienung gesteuert.

Wintercheck fürs Fahrrad

Das Fahrrad selbst muss natürlich auch „winterfest“ sein, Beleuchtung und Bremsen müssen in Ordnung sein, Schutzbleche als Spritzschutz sind hilfreich, Reifen und Pedale lassen sich auch noch für den Wintereinsatz optimieren.

Egal, ob die Beleuchtung klassisch ist über Dynamo, bei e-Bikes über den Akku oder separate Beleuchtung zum Anklemmen an Lenker und Sattelrohr, für jeden Fall gibt es mittlerweile sehr leistungsfähige Lampen mit bis zu 100 und sogar 130 Lux Lichtleistung und Fernlichtfunktion. Beim Rücklicht gibt es seit kurzem auch eine Bremslichtfunktion; eine Bewegungssensor registriert die Tempoverzögerung durchs Bremsen und aktiviert zusätzliche LEDs im eingeschalteten Rücklicht.
In Herbst und Winter gilt verstärkt: Gut sehen und gut gesehen werden!

Die Bremsen müssen auf jeden Fall zum Herbst/Winter kontrolliert werden; sie müssen richtig eingestellt sein, damit sie nicht zu viel Spiel haben, und die Bremsbelege dürfen nicht abgenutzt sein.

Fahrrad ABS

Foto: MAGURA; Komponenten des BOSCH/MAGURA
Fahrrad Antiblockiersystems

Interessant ist in diesem Zusammenhang natürlich auch das neue ABS System für e-Bikes, es verhindert das Blockieren des Vorderrads beim Bremsen.
Bosch hat in Kooperation mit Magura 2022 die zweite Generation des ABS für e-Bikes vorgestellt, und Shimano präsentiert auch 2022 sein ABS in Zusammenarbeit mit Blubrake.

Bosch: Das ABS-System beim Bremsen mit dem Pedelec wirkt nur auf das Vorderrad. ABS-Sensoren an den Bremsscheiben beider Räder registrieren deren Raddrehzahlen: Wenn das Vorderrad zum Blockieren neigt, greift die Steuereinheit blitzschnell ein und senkt den Druck an der Hydraulikbremse des Vorderrads so lange ab, bis es wieder rollen kann. Im Anschluss daran wird wieder Bremsdruck aufgebaut. Dieser Vorgang wird bei Bedarf vielfach pro Sekunde wiederholt, sodass der Fahrer oder die Fahrerin auch bei ganz durchgezogenem Bremshebel sicher zum Stehen kommt. Und das ABS verhindert auch noch, dass das Hinterrad im extremen Bremsvorgang abhebt – dafür die ABS-Sensoren an der Hinterrad-Bremsscheibe, und das Rad sich dann eventuell überschlägt.
Das ABS kostet zur Zeit etwa einen Mehrpreis von ca. 500,- €, es ist aber (zur Zeit noch?) nicht nachrüstbar.

Ganzjahresreifen

Für das Fahrrad gibt es, ähnlich wie beim Auto, mittlerweile auch sog. Ganzjahresreifen, die ein speziell geformtes und weicheres Profil als die normalen Reifen haben. Das Profil leitet Wasser besser ab und die weichere Gummimischung sorgt bei Kälte für eine bessere Haftung.
Und es gibt auch Spike-Reifen für Fahrräder, die allerdings nicht so für den alltäglichen Gebrauch gedacht sind, sondern schon eher für Radspezialisten und regelmäßige/häufige Fahrten auf schneebedeckten Waldwegen o. ä.

griffige Pedale

Bei den Pedalen sind nicht nur im Herbst oder Winter sog. Plattform- oder auch Flat-Pedale interessant; Pedale mit relativ großer Auflagefläche, auf der kurze und dünne Pins der Schuhsohle Halt geben. Die Schuhsohle kann auf ihnen nicht hin- und herrutschen, sie ist aber auch nicht so fixiert wie z. B. auf den Click-Pedalen eines Rennrades.

Beleuchtung

Letztendlich gehört auch eine gute Beleuchtung einschließlich der vorgeschriebenen Reflektoren zur Bikeausstattung für Herbst und Winter – zumindest dann, wenn man das Rad auch im Alltag benutzen will. Wobei allerdings auch für das reine Sportrad eine anklemmbare Akkubeleuchtung sinnvoll ist.
Egal, ob die Beleuchtung klassisch ist über Dynamo, bei e-Bikes über den Akku oder separate Beleuchtung zum Anklemmen an Lenker und Sattelrohr; für jeden Fall gibt es mittlerweile sehr leistungsfähige Lampen mit bis zu 100 und bei Dynamo oder e-Bike sogar 150 Lux Lichtleistung und Fernlichtfunktion.
Beim Rücklicht gibt es seit kurzem auch eine Bremslichtfunktion (auch bei anklemmbarer Akku-Beleuchtung); eine Bewegungssensor registriert die Tempoverzögerung durchs Bremsen und aktiviert zusätzliche LEDs im eingeschalteten Rücklicht.
Im Winter gilt verstärkt: Gut sehen und gut gesehen werden!

Mit der richtigen Zusammenstellung der Bekleidung und einer soliden Ausstattung des Fahrrads lässt sich die Radsaison ohne Probleme verlängern und einer Tour im Winter steht nichts mehr im Weg.
Radfahren im Winter stärkt unser Immunsystem, bringt den Kreislauf in Gang, und jeder Kilometer mit den e-Bike und nicht mit dem Auto ist ein Genuss und schon die Umwelt.