Mit Bergstiefeln und Fahrrad unterwegs im größten Apfelgarten Europa – Aktivurlaub im Vinschgau

V1 (26)Mit rund 18.400 Hektar ist Südtirol das größte geschlossene Apfelanbaugebiet der EU, die klimatischen Bedingungen in Südtirol sind für den Apfelanbau ideal. Das Klima ist mediterran geprägt, d. h., es gibt warme Sommer- und Herbstmonate und ein meist regenreiches Frühjahr, die Berge schützen vor Kälteeinbrüchen aus dem Norden und Niederschlägen aus dem Westen. Durchschnittlich 300 Sonnentage pro Jahr und mehr als 2.000 Sonnenstunden sorgen so in der Regel für eine gute Ernte und insgesamt für ein angenehmes Klima. Die geschützte Tallage des Etschtals zwischen  den hohen Bergen des Ortlermassivs im Süden  und den Ausläufern der Ötztaler Alpen im Norden, schöne Orte, eine gute Küche und eine Jahrhunderte alte Kulturlandschaft  sind ideale Voraussetzungen für Urlaub und Erlebnis jeder Art. Bewegung in der Natur – im Tal wie in den Bergen, Burgen, Kirchen Museen, Straße der Romantik und Via Claudia Augusta, Märkte, Bauernläden, eine traditionelle Tiroler Küche kombiniert mit italienischer Kreativität, viel Obst und ein gute Rotweine; eine interessante Region mit vielen Glanzpunkten und ihren ganz spezifischen  Stärken.

Angesichts der herrlichen Bergwelt locker Radfahren, ab und zu mal eine Bergtour und immer mal wieder eine gemütliche Pause mit Cappuccino und Apfelstrudel, abends vielleicht auch mal einen Roten mit Speck und Fladenbrot – so hatten wir uns die zweite Augusthälfte im Etschtal vorgestellt.  … und genauso war es auch, abwechslungsreich, voller Eindrücke, manchmal auch anstrengend, aber immer wieder schön.

V1 (62)Vom Reschenpass bis Meran und dann weiter über Bozen bis Saturn gibt es einen durchgehenden Radweg, den Etschtal-Radweg,  der häufig entfernt von  der Landesstraße durch  Obstplantagen und kleine Orte führt. Der Radweg ist tatsächlich nur für Radfahrer angelegt;  keine Notlösung, keine halbherzige Schmalspur an der Straße – immer auch für Gegenverkehr breit genug, eine interessante  Streckenführung, sehr gut ausgeschildert und immer mal wieder ein Gasthof oder Restaurant oder einfache Ratsplätze an der Strecke für Selbstversorger. Wir sind zum Reschenpass hoch und vom Pass bis Meran runter, wir haben auf Teilabschnitten die Reschenbahn benutzt, wir sind auch von Meran auf dem neuen Passer Radweg Richtung St. Leonard gefahren, der Passeiertal-Radweg gilt als einer der schönsten im Meraner Land und führt ohne große Steigungen ins urige Passeiertal,  und wir haben über Glurns einen Abstecher ins Münstertal Richtung Schweiz gemacht.

Unser Favorit ist die Strecke von Laas nach Meran; bevor es bei Algund nach Meran runter geht  kann man am Hang auf großen Holzliegestühlen ganz entspannt den Blick über Meran genießen; neben dem Radweg führt ein begrünter Laubengang hier zu zwei mächtigen Liegestühlen, bevor der Radweg dann nach abwechslungsreicher Abfahrt 150 Höhenmeter tiefer auf die Passerpromenade im Zentrum von Meran führt. Insgesamt ca.  45 km durch Apfelplantagen, entlang der Etsch, mit wunderschön geführten Abfahrten, durch und entlang schöner Dörfer, einfach ein Genuss! Meran ist natürlich immer auch einen Besuch wert; die Promenade an der Passer mit Kurhaus und Therme, die Innenstadt um die Laubengasse, diverse Museen, Burgen und Schlösser. Zurück nach Laas haben wir die Vinschgerbahn benutzt; diese relativ neue Bahn fährt von Meran bis Mals – ca. 12 km vor St. Valentin a. d. Haide, dem Beginn der Reschenhöhe – und ist auf Radtransport eingestellt.

Wir haben unser Zelt am dem Campingplatz in Laas aufgeschlagen, nicht weit entfernt von Sulden  und  dem Martelltal; beides ausgesprochen attraktive Ausgangspositionen für Bergtouren ins Ortlermassiv. Die Touren starten in 1900 m bzw. 2000 m Höhe, in Sulden kann man dann noch die An-oder Abstiege per Seilbahn oder Sessellift verkürzen.

Wir sind mit dem Auto ins hintere Martelltal gefahren, vorbei am Zutrittsee bis zum Wanderparkplatz am Ende des Tales. Hier beginnt das vielfältige Wander- und Tourengebiet mit Zufall- und Martellhütte, gemütlichen Wanderstrecken von Hütte zu Hütte, Gipfel- und Gletschertouren. Die Vordere Rotspitze (3033m) ist der Panoramagipfel am Ende des Martelltals mit grandioser Aussicht auf Cevedale und Veneziaspitze und ihre Gletscherregionen. Für die knapp 1000 Höhenmeter Aufstieg ab Parkplatz brauchten wir etwas über 3 Stunden, die letzten 150 Höhenmeter führen durch eine steile Rinne und sind mit Stahlseil gesichert. Auf dem Gipfelplateau wird man mit einem grandiosen Rundblick belohnt, ein Panorama der Extraklasse. Nach einer verdienten Pause, dem Eintrag ins Gipfelbuch und Blick auf die Karte und Uhr machten wir uns auf den Rückweg.  Wir entschieden uns trotz Protest unserer Beine für die längere Variante, ein Stück  Richtung Gletscher unterhalb der Veneziaspitzen, vorbei an der Schranspitze, über spektakuläre Seitenmoränen ehemaliger Gletscher zur Zufallhütte. Nach Kaiserschmarrn, Cappuccino und Apfelstrudel sind wir nach insgesamt knapp 8 Stunden wieder am Parkplatz – eine gelungene Tour.

An nächsten Tag war aktive Erholung angesagt, auch hier die schöne Qual der Wahl. Nach dem abendlichen Studium der Prospekte, Gästeinformationen und Karten bei Rotwein und Speck entschieden wir  uns für das Reinhold Messners Mountain Museums Konzept; an mittlerweile 5 Standorten – Bozen/MMM Firmian, Sulden/MMM Ortles, Schloss Juval/MMM Juval, Bruneck/MMM Ripa und Monte Rite/MMM Dolomites setzt sich dieses Museumskonzept mit dem Themenkomplex Berg und Kultur auseinander. 5 sehr unterschiedliche Begegnungsstätten an außergewöhnlichen Orten, die auf vielfältige Art der Frage nachgehen, wie Menschen den Bergen begegnen.  Das im Schloss Sigmundskron  bei Bozen beheimatete WWW Firmian ist so etwas wie das Zentrum des gesamten Museumskonzeptes; ergänzt durch moderne Strukturen aus Stahl und Glas ist hier in den alten Schlossmauern ein einzigartiger Begegnungsraum geschaffen worden, der sich auf vielfältige Weise mit der Bedeutung der Berge für die Menschen auseinander setzt.

Neben den großen Städten Meran und Bozen bieten sich die kleineren Zentren an der Etsch wie z. B. Naturns mit seinen Geschäften und Cafes in der Fußgängerzone immer auch für einen Besuch an, bei dieser Gelegenheit lohnt sich ein kurzer Abstecher in die Touristeninformation – Gästeinformationen,Veranstaltungshinweise, Wandervorschläge und andere Informationen können aber auch zur Urlaubsvorbereitung online bestellt werden:www.vinschgau.net

Ein ganz besonderer Tipp für Wanderungen sind die Waal-Wege; die Waale sind schmale Bewässerungsgräben, die z.T. über viele Kilometer das Wasser aus Bergbächen hoch an den Talhänge zur Bewässerung der landwirtschaftlichen Kulutren verteilen. Lange Bewässerungskanäle wurden gegraben und in Felsen gehauen, Rohre aus Metall und Holz dienen als Leitungen. Bereits im zwölften Jahrhundert begann diese Art der Bewässerung, auch heute werden noch einige Waale zu diesem Zweck genutzt. Zur Wartung und Kontrolle der Waale wurde ein kleiner Weg angelegt, der sogenannte Waalweg. Insgesamt gibt es noch knapp 50 dieser Waale im Vinschgau mit einer Gesamtlänge von ca. 200 km. Ein spektakulärer Walweg ist der am Mitterwaal hoch am Fels verlaufende Weg von Glunrs nach Rifair im Münstertal, ein schöner Rundweg verbindet oberhalb von Schluders den Bergwal und den Leitenwaal miteinander und von Kastelbell führt der Weg am Schnalser Waal bis Schloss Juval. Schloss Juval gehört auch zu Reinhold Messners Museumskonzept, steht aber in der Sommermonaten der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung. Wir haben nach der Wanderung auf dem Waalweg beim Schlosswirt unterhalb  des burgähnlichen Schlosses unsere wohlverdiente Pause gemacht; ein altes Gebäude mit tollem Gartenlokal und lokalspezifischen Produkten und natürlich mit einem leckeren Apfelstrudel.