Vom Bett ins Boot – Paddeln im Land der 1000 Seen
Ein Blick in die Karte zeigt Seen wie auf einer Perlenschnur aneinandergereiht. Wir sind in Mecklenburg-Vorpommern, an der Seenplatte im Müritz Nationalpark.
Vom Bett ins Boot geht hier wunderbar. Einfach das Zelt, den Van oder wie wir den Caravan möglichst dicht am Wasser parken, dann ins Boot und lospaddeln. Wir haben uns auf dem Campingplatz am Labussee häuslich eingerichtet und sind dann mit „leichtem Gepäck“ drei Tage lang gepaddelt. Mit dem Boot VARIO 450 kein Problem, man kann ordentlich Gepäck zuladen und verstauen, denn unter der Verkleidung an Bug und Heck ist ausreichend Platz.
Bei einer Fluss-Paddeltour muss man ja immer planen, mit welchem Verkehrsmittel man wieder zum Ausgangspunkt zurückkommt. Das Problem gibt es hier nicht, denn viele der Seen sind miteinander verbunden. Mit einer guten Karte – z.B. die Wasserwanderkarte „Mecklenburgische Kleinseenplatte“ – ist die Orientierung kinderleicht, man sucht den eigenen Weg übers Wasser, paddelt über Seen und durch schmale Kanäle, lässt sich treiben.
Wir machen hier ganz bewusst keine Vorschläge für Tagesetappen, denn die Strecke, die man zurücklegt, hängt nicht nur davon ab, wie schnell oder ausdauernd man paddeln kann.
Ganz allein ist man hier in diesem Paddel – Paradies selten; die Wartezeiten an den Schleusen sind schon mal etwas länger, die Anzahl der Motor- und Hausboote hat auch deutlich zugenommen, und auf einige der Passagen muss man die offiziellen „Wasserstraßen“ mit den Motorbooten teilen. Viele Seen sind aber auch für Motorboote gesperrt.
Ein Pluspunkt dieser totalen Freiheit auf dem Wasser ist u. a., dass man spontan Umwege und kleine Extratouren einbauen und Pausen einlegt – keine exakt vorgegebene Strecke, keine Fahrzeiten.
Die jeweilige Streckenlänge hängt aber auch von den Witterungsbedingungen ab, denn Gegenwind kann die Zeitplanung völlig über den Haufen werfen und einige Seen können dann unendlich lang werden. Hingegen kann man Rückenwind, bei entsprechender Kurswahl und wenn man den Wetterbericht aufmerksam verfolgt, durchaus einplanen. Für solche Gelegenheiten haben wir immer ein „Segel“ dabei.
Als Übernachtungsmöglichkeit ist ein kleines Zelt ideal, denn es gibt überall an den Seen Zeltplätze. Bei Hotels oder Pensionen am Ufer wird´s schwieriger, denn Ferienhäuser oder Appartments werden meistens nicht nur für eine Nacht vermietet. Viele der Zeltplätze bieten mittlerweile sog. „Schlaffässer“ oder kleine Holzhütten für Wasserwanderer an.
Kleine Tour zum „Einpaddeln“
Unsere kleinere Tour, sozusagen zum Einpaddeln, führt quer über den Labussee zur Diemitzer Schleuse. Anschließend in den Vilzsee, und dort gleich abbiegen in die Oberbeck. An der Fleether Mühle muß man das Boot über eine Straße tragen, paddelt weiter in den Rätzsee. Am Ende des See biegt man in die Dosedower Bek, kommt dann in den Gobenowsee und über die Dollbek zurück in den Labussee.
Die ganze Strecke Rätzsee bis Dolbek ist für Motorboote tabu, also „Natur pur“. Insgesamt ist diese Runde ca. 16km lang, also bequem an einem Tag zu schaffen.
2 Tage Tour
Unsere Tour führt über den Labussee , man paddelt dann durch die Diemitzer Schleuse in den Vilzsee, biegt dann nach rechts in die Oberbek zur Fleether Mühle. Hier muss man das Boot über die Straße tragen. Weiter geht es auf dem Fließ in den Rätzsee.. Am anderen Ende dieses langen Sees biegt man dann in die wunderschöne Drosedower Bek mit großen Seerosenfeldern ein.
Weiter geht es über den Gobenowsee, den Klenzsee, dann über ein romantisches Fließ und einen kleinen See zum Kanuhof Wustrow. Dort muss man das Boot ein kleines Stückchen tragen- ein Bootswagen wäre nicht schlecht- und geht dann auf der anderen Straßenseite im Plätzsee wieder aufs Wasser. Auf der Nordseite dieses langen Sees muss man etwas suchen, denn die schmale Einfahrt in die Schwanhavel liegt etwas versteckt im Schilf. Auf diesem schmalen Flüsschen fühlt man sich wie im Dschungel. Umgestürzte Bäume, undurchdringliches Ufer, Ringelnattern und Silberreiher – eine offenbar intakte Natur.
Bei niedrigem Wasserstand muss man aussteigen und das Boot „treideln“. Anschließend biegt man nach rechts in die Havel- Wasserstraße ab und ist wieder in der Zivilisation. Hier herrscht dann reger Bootsverkehr. Die meisten Boote biegen allerdings dann im Drewensee nach links, wir paddeln nach rechts, fahren unter der Ahrensberger Hausbrücke durch, kommen noch einmal auf einen Abschnitt der Havel-Wasserstraße und schließlich in den Wangnitzsee. Auch dieser Bereich ist wieder Motorboot frei- auf einem der Hochspannungsmasten mitten im See brütet ein Fischadler.
Vom Wangnitzsee geht es dann über den Priepertsee in den Ellbogensee und am Ferienpark Strasen zur Schleuse. Hier gibt es auch eine der wenigen Übernachtungsmöglichkeiten – hinter der Schleuse das Hotel „Löwen“, oder-ganz neu- bei Heike und Michael Hofmann Zimmer im wunderschönen Nachbarhaus.
Anschließend ein Stück in den Großen Pälitzsee, scharf nach rechts in den Kleinen Pälitzsee und dann zur Schleuse Canow. Dann ist man wieder zurück auf dem Labussee, paddelt zuerst ein kleines Stück nach rechts zum Fischer, denn hier gibt es frisch geräucherten Fisch und gut gezapftes Bier, bevor es dann das kurze Stück „nach Hause“ zum Campingsplatz geht.
3 Tage Tour zur Müritz
Die nächste Tour ist etwas anstrengender und vor allem länger- 3 Tage. Wer ein Zelt dabei hat, ist natürlich flexibler, wir allerdings mussten unsere Tagesetappe genauer planen, ein bequemes Bett am Ufer gab es in Mirow (Strandhotel) oder erst wieder am Ufer der Müritz (Boeker Mühle/ Müritzhöh).
Von unserem Campingplatz über den Labussee , durch die Diemitzer Schleuse in den Vilzsee, durch den Mössensee in den Zotzensee, durch den Kanal in den Mirowersee nach Mirow. Oder aber weiter, und ab jetzt ohne Motorboote, durchs Ganzower Möschen, den kleinen und großen Kotzowersee, Leppin– und Woterfizsee bis zur Bolter Schleuse. Hier muss man das Boot ca. 50m tragen, setzt dann in den Bolter Kanal und kommt zur Müritz. (Übernachtungsmöglichkeit Müritzhöh).
Dann am Ufer der Müritz bis zur Einmündung nach Rechlin, Kleine Müritz. Anschließend wird’s etwas langweilig, denn die Müritz-Havel-Wasserstrasse/ Mirower Kanal ist wirklich eine Wasser-„Straße“ mit viel Verkehr. Wir haben daher – etwas illega l- die Strecke sozusagen „per Anhalter“ genommen. Wir haben einfach einen der Freizeitkapitäne gefragt und uns dann mit Hilfe eines mitgeführten Seils von seinem Boot bis kurz vor die Mirower Schleuse ziehen lassen. Dann abbiegen in den Mirower See bis zum Strandhotel Mirow.
Am nächsten Morgen dann zurück über den Mirower See, Zotzensee, Mössen- und Vilzsee zur Diemitzer Schleuse und dann über den Labussee zum Campingplatz.
Bei den meisten Schleusen kann man, wenn es voll wird, die Wartezeit vermeiden, das Boot mit einer Lore transportieren und hinter der Schleuse wieder zu Wasser lassen.
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