Belalp – Skifahren für Genießer

P1010144Belalp, auf einer große Geländestufe oberhalb von Brig/Rhonetal auf ca. 2000m Höhe, besteht aus drei kleinen Ferienhausansiedlungen, drei Hotels mit wenigen Betten und  einem weitflächigen Skigebiet, das unterhalb von Sparrhorn, Hohstock und Grisighorn bis auf knapp über 3000m Höhe reicht. Die Höhe und Lage der Ferienhäuser löst immer wieder spätestens bei dem ersten Frühstück Staunen und Begeisterung aus: Die Belalp ist ein riesiger Aussichtsbalkon auf viele 4-Tausender der Walliser Hochalpen.
Vor diesem ersten Frühstück in exklusiver Lage muss allerdings die fast schon komplexe Logistik des Transports von Ausrüstung + Gepäck auf die nur per Seilbahn erreichbare Alm gemeistert werden:
In Blatten – 1322m hoch – ist Schluss für das Auto; Container für alle Sachen organisieren und bezahlen, Container packen (hoffentlich passt alles rein?), das Auto auf einem Parkplatz abstellen – entweder kostenpflichtig oder kostenlos, dann aber 3 km außerhalb des Ortes mit Busrückfahrt oder Fußweg, Seilbahnfahrt auf die Alm und dann das Ferienhaus/die Ferienwohnung finden, der Container wird dann per Snowmobil zur Unterkunft gebracht und vor der Tür ausgeladen, jetzt noch alles ins Haus/in die Wohnung tragen – und dann nur noch Genuß pur!

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Grafik: Belalp Blatten

Das Skigebiet ist übersichtlich und überschaubar – Pisten von 1322m bis 3118 m ü. M., 60 km präparierte Pisten, davon 14 km beschneit. Das eigentliche Skigebiet beginnt allerdings bei 2047 m Höhe, bei der Bergstation Chiematten der 8 Personen Umlaufbahn; 3 Sesselbahnen, 4 Schlepplifte, 2 Kinderlifte und 2 Förderbänder erschließen dann ein weitläufige Areal mit einem kleinen Kindergebiet, langen Abfahrten, vielen Varianten und im Frühjahr idealen Firnhängen.

Ttunnel Westseite, eine tolle Abfahrt
Ttunnel Westseite, eine tolle Abfahrt

Landschaftlich spektakulär, breit und teilweise anspruchsvoll ist die lange Abfahrt Tunnel Westseite vom Ausgang des Hohstocktunnels runter zur Station Bruchegg oder Schönbiel; eine teils schwarze Abfahrt, die bei lockerem Schnee und auch bei Firn sehr viel Varianten anbietet. Ebenfalls anspruchsvoll und landschaftlich sehr schön sind die Abfahrten vom Hohstock oder auch Sparhorngrat bis Schönbiel oder Bruchegg, sehr abwechslungsreiches Gelände, breite Pisten mit unterschiedlichem Gefälle, ein Genuss.

Für Kuchenliebhaber, Genußfahrer und Landschaftsfans ist die Abfahrt vom Sparhorngrat zum Hotel Aletschbord Pflicht, hier dann einen Kaffee mit Aprikosentorte + Sahne bei traumhafter Sicht. Dieses Vergnügen konnten wir jetzt im Frühjahr – Ostern 2017, 2. Aprilwoche – allerdings leider nur zu Fuß erschließen, der untere Teil dieser Abfahrt zum Hotel und der Ziehweg + Fährichlift Richtung Bruchegg waren wg. Schneemangel + hoher Temperaturen nicht mehr in Betrieb.

Insgesamt ist die Belalp auch ein schönes Familienskigebiet ; kein Stress/kein Massenbetrieb, viel Platz auf den Pisten, ein kleines Kinderskigebiet – das „Hexenland“ , eine rührige Kinderskischule und bei Bedarf Kinderbetreuung und nach dem Skilaufen viel Platz zum Schlittenfahren oder einfach nur im Schnee spielen. Aber leider gibt es keinen Familienskipass, wohl aber für Eltern mit kleinen Kindern eine Partnerkarte – ein Skipass kann von beiden Elternteilen alternativ benutzt werden, die normale Mehrtageskarte ab 4 Tage kostet so 80 CHF mehr.

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Der absolut positive Gesamteindruck wird durch zwei weitere Kritikpunkte leicht beschädigt: Die Liftkarte kostete im April den vollen Preis – z. B: 6 Tage Erwachsener 293 CHF, obwohl in dieser Zeit einige Pisten nicht mehr zur Verfügung standen, das Skigebiet doch spürbar verkleinert war: Die Abfahrt nach Blatten war nicht möglich (gut, das ist auch im April sicherlich „normal“), zwischen Sparhorn Sessellift und Aletschbord war nur die blaue Aletsch-Abfahrt offen und die Verbindungswege Aletschbord – Bruchegg – Belalp und Belalp – Chiematten waren schneefrei, und das in einer Höhe von über 2000m ü. M!
Und unabhängig von der aktuellen Situation besteht im Skigebiet mittlerweile generell auch ein Investitionsbedarf; der lange Schlepplift zum Hohstock und der alte Sesselift von der Brucheggstation hoch nach Schönbiel könnten eigentlich mal durch moderne Sessellifte ersetzt werden.

Was bleibt ist aber ohne Zweifel ein sehr schönen Skigebiet in grandioser Landschaft und die spezielle Wohnsituation auf 2000m Höhe mitten im Skigebiet: Entsprechend schnell ist man morgens auch tatsächlich auf den Ski; neben der Terrasse in die Bindung und bis zum Haus abfahren ist schon etwas Besonderes. Der ideale Tag beginnt bei passenden Bedingungen vielleicht mit einer kurzen Tour mit Liftunterstützung ins Hohstockgebiet, dann holt man sich die Pistenski und den Alpinstiefel, um auf der Piste oder sogar Firn zu fahren und am späten Nachmittag kann man noch eine Runde mit den Schneeschuhen machen; zwischendurch mal ein Kaffee auf der Terrasse der Ferienhütte und die Revue der 4 Tausender passieren lassen. Ohne Auto oder Skibus und Zubringerbahn morgens einfach aus dem Haus und auf die Ski – auch für Kinder Entspannung und Genuss pur.

Abends zu Entspannung die Walliser Hochalpen
Abends zu Entspannung die Walliser Hochalpen