Stand-Up Paddeln – Trendsport mit hohem Spaßfaktor
Wenn sich sogar die Apotheken Umschau mit diesem Thema beschäftigt, kann man ruhigen Gewissens davon sprechen, Stand-Up-Paddeln ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, ist ein rasant wachsender Trend der Fitness-Bewegung im Sommer – Stand-up Paddeln mit aufblasbaren Boards, sog. Inflatables.
Es gibt neben den Fluss- und See – Paddlern auch Wellen- und Wildwasser- Paddeln auf dem Stand-up Board und auch Stand-up Yoga. Während Yoga und Fluss- und See-Paddeln auf den Inflatables uneingeschränkt funktioniert, kommen die aufblasbaren Boards in Wellen, im Wildwasser und im Wettkampfsport ganz sicher schnell an ihre Grenzen, hier kommen eher Hardboards zum Einsatz.
Es gibt mittlerweile kaum einen Baggersee, keine Talsperre und auch kaum noch einen Meeresstrand ohne Stand-Up-Paddler. Kein Wunder, denn die aufblasbaren „Bretter“ sind leicht zu transportieren, mittlerweile schon relativ günstig zu haben und die Sportart ist leicht erlernbar.
Allerdings ist in diesem Fall Geiz nicht unbedingt geil, denn es gibt große Unterschiede in Bezug auf Qualität, vor allem Stabilität. Es gibt zwar SUPs für knapp 300,- im Baumarkt oder beim Discounter, allerdings darf man solche „Bananen“ nicht mit SUP-Boards der renommierten Hersteller, die nach wie vor erheblich teurer sind, vergleichen. Die einen liegen wie ein „Brett“ im Wasser, die anderen sind durchgebogen, schwimmen eben wie eine Banane. Das liegt hauptsächlich daran, dass die hochwertigen Inflatables mit bis zu 20-23 psi (ca. 1,5bar) aufgepumpt werden und zusätzlich zum Dropstitch Kern weitere stabilisierende Materialschichten eingearbeitet haben; bei den meisten der günstigen Boards ist schon bei 10-15psi (knapp 1bar) Schluss und der Dropstitch – Kern wird lediglich von einer Materiallage umhüllt.
Dropstitch ist aber auch nicht gleich Dropstitch! Die Anzahl der Nylonfäden, die bei dieser Technik die beiden Kunststoff-Schichten miteinander verbinden, ist unterschiedlich; je enger diese Fäden aneinander liegen, umso fester ist das Board im aufgeblasenen Zustand.
Diese unterschiedliche Härte/Stabilität macht sich beim Paddeln bemerkbar, je härter das „Brett“, umso mehr Vortrieb, bei den „Bananen“ macht sich emsiges Paddeln durch mehr oder weniger ausgeprägtes „Wippen“ und Durchbiegen bemerkbar.
Im Wettkampf, mittlerweile gibt es ja auch Stand-Up-Paddeln als ernstzunehmende Sportart, käme niemand auf die Idee, ein Inflatable einzusetzen, denn ein hartes Epoxy- oder Carbonboard besitzt natürlich nach wie vor ganz andere Fahreigenschaften, ist allerdings auch sperrig, weil es sich nicht einfach zusammenrollen und in einem Rucksack verstauen lässt. Die Inflatables holen allerdings, was die Steifigkeit betrifft, immer mehr auf. Man versucht auch, durch ein Mehrkammersystem die Steifigkeit/Härte zu optimieren. In einer separat aufzupumpenden Kammer in Boardmitte entfaltet sich beim Aufpumpen eine Art T-Träger, der die Steifigkeit erhöht. Diese Luftkammer sorgt natürlich im Fall eine „Panne“auf hoher See als Auftriebskörper für Sicherheit. Bei manchen Modellen lassen sich seitlich Kunststoffteile einschieben, die auch für eine bessere Steifigkeit sorgen. Durch die Idee, mehrere separate Luftkammern aufzupusten, lässt sich natürlich auch die Bug- oder Unterwasserform verändern, um mehr Vortrieb zu erzeugen.
Das Spektrum der SUP-Fans und der Einsatz der Boards hat sich in den letzten Jahren rasant erweitert, aber kein Board ist fürs Fahren auf stillen Gewässern, für lange Touren, Wellenreiten oder Wildwasserfahren gleichermaßen geeignet, es gibt auch hier unterschiedliche Boardformen und –größen für unterschiedliche Einsatzzwecke:
Es gibt Touren-SUPs für sportlich Ambitio- nierte, die möglichst schnell unterwegs sein wollen. Diese Modelle haben einen spitz zulaufenden Bug, sind häufig etwas schmaler – um die 70-75cm ( 30-32“ ) und dafür länger, und die Hersteller versuchen auch, sie durch Mehrkammersysteme oder seitlich einschieb-bare „Leisten“ steifer zu machen. Ein gelungenes Beispiel für ein sportliches Board – auch für lange Touren – ist das Modell Roam Air 12´6 (ca. 381cm L, 335 Liter Volumen) von Quatro. Das Board läuft beim Paddeln sehr flüssig, lässt sich auch bei unruhigem Wasser noch sehr gut paddeln, der Bug ist etwas nach oben gebogen, taucht also bei Wellen nicht ein; trotz der gemäßigten Breite ist es noch ausreichend kippstabil.
Es kostet zur Zeit im Handel so ca. 1000 Euro.
Sog. Allround-Boards ähneln in der Form dem altbekannten Malibu; runder Bug, breiteres Heck, oft ausgestattet mit 3 Finnen. Diese SUPs sind für verschiedene Einsatzgebiete geeignet, vom Baggersee bis zum Meer bei niedrigen Wellen. Wir haben in diesem Sommer das Modell Glide Air 10.0 von Quatro u. a. in der Bretagne eingesetzt – ein stabiles und festes Allround-Board, das mit 350cm L, 84cm B und 15cm Stärke auf 265 Liter Volumen kommt. Ein sehr wendiges und kippstabiles Board, das mit einer guten Doppelhubpumpe schnell aufzublasen und mit dem Rucksack und ca. 10 Kg Gewicht auch hinreichend mobil ist. Der Kern des Boards ist aus sog. Dropstitch-Material + Two Layer Technologie, wobei eine drittes Gurtband – Third Layer Construction – noch den Bug stabilisiert. Diese Gesamtkonstruktion macht das Board besonders stabil, es liegt souverän auf dem Wasser, kein Durchbiegen, keine Unruhe bei Wellen. Dank dieser Stabilität ist es auch mit einem Gewinde für einen Windsurf-Mastfuß ausgestattet, kann also auch zum Windsurfen (allerdings nur für „gemütliche“ Ausflüge) eingesetzt werden.
Diese Board wird zur Zeit für knapp 900 Euro angeboten.
Wer mit einem Inflatable-Board ans Meer möchte, evtl sogar erste Versuche im Wellen- reiten wagen möchte, sollte auf die Volumen- angabe achten, ein kleineres Brett mit vielleicht nur 200Litern, vor allem aber ein etwas dünneres Board wählen. Die meisten Inflatables haben eine Dicke von etwa 15cm (6“), dick bedeutet hier mehr Stabilität. Es gibt aber Modelle mit 4“, und wenn das Board dazu noch scharfe „rails ( Kanten ) besitzt, ist es besser für Ausflüge ans Meer geeignet.
Mittlerweile gibt es aber auch kurze Inflatables speziell fürs Wellenreiten. Wir haben ein solches Boards – INDIANA 7.10, 240cm L, 58,4cm B und 7,5cm stark – ausprobiert. Trotz hohem Pumpendruck ( 1,5bar ) und aufgeklebter umlaufender Kante war das Ergebnis etwas zwiespältig. Man spürt deutlich, wenn die Welle unter dem Board durchläuft, das Board „gibt nach“, der Unterschied zum normalen Surfbrett ist noch sehr groß.
Viele hochwertige Inflatables sind mittlerweile auch WindSUPs, sind auch fürs Windsurfen geeignet und besitzen eine Aufnahmebuchse für den Mastfuß. Egal, ob man ein Rigg zum Aufpusten, das sog. iRig, oder ein SUP-Rig (ein 3-teiligerMast, ein kurzer, zerlegbarer Gabelbaum, ein einfach einrollbares Segel – alles in einer Tragetasche verpackt) einsetzen möchte, windsurferische Wunderdinge darf man natürlich nicht erwarten. Die langen „Bretter“ eignen sich nur zum gemütlichen „cruisen“, Höhelaufen ist selbst bei Modellen mit Schwert nicht allzu ergiebig. Die Boards sind zu voluminös, bieten dem Wind zu viel Angriffsfläche. Bisher gibt es nur zwei WindSUPS, die den Namen auch wirklich verdienen, und zwar von JP (Magicair) und Roberto Ricci (Airwindsurf Freeride). Es sind kurze Inflatables mit nur 150 Litern Volumen, sie besitzen eine lange Finne und „vertragen“ daher auch große Segel.
Mit diesen Modellen macht Windsurfen richtig Spaß, sogar im Meer bei ordentlichem Wind!
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.