Trailschuhe – Schuhe fürs „Grobe“

Immer mehr Läufer lassen die Asphaltstraßen hinter sich und suchen die sportliche Herausforderung im Gelände. Trailrunning boomt, auch und gerade in Corona-Zeiten.

Thema Trailunning auf der letzten letztjährigen Outdoor-Messe


Draußen laufen, allein oder mit Distanz – nicht in enge Trainngsgruppen, in der Natur bewegen; das sind gute Voraussetzungen, um weg vom Homeoffice und den ständigen Nachrichten über Hygiene- und Infektionsschutzregeln, um Kontaktsperre, Mindestabstand und deren Lockerungen etwas Ordnung und Klarheit im Kopf zu schaffen. Bewegung draußen ist die beste Antwort auf Stress, körperliche Aktivität übt einen positiven Effekt auf die hormonellen Stressregulationssysteme aus. Laufen senkt nicht nur den Cortisolspiegel und den damit verbundenen Stresspegel, sondern sorgt auch über die Ausschüttung von körpereigenen Botenstoffen für ein Gefühl der Zufriedenheit.

Und Laufen hält gesund! So abgenutzt das klingen mag, so richtig und wichtig ist die Wirkung des Laufens in Zeiten von Corona. Laufen schützt nicht vor einer Ansteckung, aber ein durch regelmäßiges Laufen gestärktes Immunsystem wehrt Viren besser ab – allerdings gilt diese Weisheit aber nur für moderate Belastungen! Und sie gilt auch nur für kontinuierliches Laufen! Nicht nur ein- /zweimal Joggen bis zur Erschöpfung oder hochintensives Intervalltraining zur Verbesserung der anaeroben Kapazität, sondern regelmäßiges Joggen im Belastungsbereich der Grundlagenausdauer mit ausreichend Regenerationszeit bis zur nächsten Einheit ist die „Zauberformel“ zur Stärkung des Immunsystems.


Trailrunning muss nicht unbedingt in den Bergen stattfinden, auch der lange Lauf durch „Wald und Flur“ ist Trailrunning, es ist auch nicht immer der schmale Pfad oder extrem steile Gipfeltrail, der nur unter Einsatz der Hände gelaufen werden kann. Laufen abseits der Straße oder des asphaltierten Weges, vielleicht auch mit Geheinlagen, vielleicht auch mit Stockeinsatz …, auch das ist Trailrunning; auf jeden Fall im Gelände, in der Natur und gern auch mal etwas länger und auch bei „Wind und Wetter“.

Bei Trailrunning gilt der alte Spruch über Wetter und Kleidung in abgewandelter Form: Es gibt keine schlechten Wege, es gibt nur schlechte Schuhe!

Trail- bzw. Geländelaufschuhe
– eine Außensohle, die für den Straßeneinsatz nur noch bedingt geeignet ist. Hier kommen bspw. Stollenprofile, integrierte Spikes sowie grob und asymmetrisch profilierte Außensohlen zum Einsatz. Die Zwischensohle ist in der Regel flacher gebaut, der Fuß ist dadurch näher am Boden.
– eingearbeitet Overlays aus Kunstleder, Gummi, Kevlar u. ä., die dem Mittelfuß Halt geben,
– eine wasserfeste Membrane? Bei der Frage der „Wetterfestigkeit“ spalten sich die Geister – wasserdicht oder nicht? Der wasserdichte Schuh ist immer etwas wärmer als der „normale“ Schuh, die Membrane hält nicht ewig (der Schuh natürlich auch nicht!) und bei richtig schlechtem Wetter kommt auch Regen von oben in den Schuh – wasserdichte Gamasche?
. häufig auch eine Zehenbox und oberhalb der Sohle einen umlaufenden Steinschutz.
Die stabilen Modelle unter den Trailschuhen haben zusätzlich noch eine stabilisierende Platte zwischen Sohle und Schaft; der Schuh bekommt so eine hohe Torsionsstabilität und Steine oder Wurzel drücken nicht durch die Sohle an die Fußsohle. Ein Ausstattungsdetail, das für den Einsatz in alpinem Gelände und/oder auf steiniger Stecke nicht unwichtig ist; vor allem dann, wen man gern mal länger unterwegs ist.

ON Cloucventure
Ein gelungener Schuh dieser Kategorie ist der ON Cloudventure. Der Schuh sitzt sehr gut am Fuss, Aufsatz und Führung sind sehr direkt und seitenstabil. Die Dämpfung ist gut, die ON-spezifische Speedboard Stabilisierungsplatte gibt der Sohle die nötige Torsionsstabilität. Das Schaft-Meshgewebe wird am Mittelfuß durch dezente Overlay-Streifen stabilisiert und Zehenbox + umlaufende Gummierung bieten genügend Steinschutz für grobes Gelände.
– Atmungsaktives Meshgewebe
– Missiongrip™-Aussensohle mit mirkroprofilierte Grip-Rubber-Struktur
– 6 mm Sprengung
– Gewicht 295 gr., UVP 159,95 €

Unser Eindruck:
Ein absoluter starker Schuh auch für lange Stecken abseits der Straße. Passform, das atmungsaktive Material, die gut abgestimmte Dämpfung der Sohle +Rebound + Grip und die sehr gute Verarbeitung – alles überzeugend. Die Gummimischung der Sohle ist bei dem Modell 2020 scheinbar etwas weicher geworden, der Schuh ist nicht mehr ganz so rutschig auf nassen Steinen oder Wurzeln. Allerdings ist die mirkroprofilierte Grip-Rubber-Sohle nach rund 800 Laufkilometern an einigen Stellen die Mikrostruktur der Gummisohle nahezu abgelaufen; auf nassen Steinen und Wurzelwerk ist – ein generelles Gebot beim Trailrunning –Vorsicht die „Mutter der Porzellankiste“.

Von der Kategorie der stabilen Trailschuhe haben wir in der letzten zeit einige andere Modelle getestet und vorgestellt:
ON CLOUDVENTURE WATERPROOF: https://www.bergundtal.com/?p=13476
SCARPA RUSH: https://www.bergundtal.com/?p=13400
VIKING ANACONDA LIGHT INV FIT GTX: https://www.bergundtal.com/?p=13364

Die leichteren Trailschuhe

Für den klassischen „Waldlauf“ ist die Torsions- und Druckstabilität der Sohle nicht so wichtig, der Grip dagegen schon. Und die Dämpfung kann etwas härter und geringer als bei einem Straßenschuh sein. Die Sohle soll an den Kanten – Ferse + Mittelfuß – relativ fest sein, damit der Fuß sauber geführt wird und nicht seitlich umknicken kann. Ansonsten muss der Schaft aber hier nicht unbedingt mit Zehenbox, gummiertem Steinschutz und Overlays ausgestattet sein.

Ein leichter Trailschuh für den klassischen Waldlauf ist der VIKING Apex Side Boa M. Der Schule ist relativ flach gebaut und vermittelt mit seiner leichten Sohle einen fast direkten Kontakt zum Untergrund.
leichtes Meshgewebe
Boa® Verschlusssystem
EVA Zwischensohle mit Kautschuk VIKINGS Ultimate Grip Concept mit abgerundeter Ferse
8 mm Sprengung
310 g / 45, UVP: 149 €, den Schuh gibt es nur in ganzen Größen.

Unser Eindruck:
Der Schuh ist leicht, luftig und sehr atmungsaktiv, das leichte Meshgewebe ist bei Wärme angenehm, schütz den Fuss aber in keiner Weise vor Feuchtigkeit. Die Sohle hat einen sehr guten Halt, Vikings Kautschukmischung mit einen Härtegrad von 60 Shore sorgt für maximalen Grip, dieUGC® (Ultimate Grip Concept) Konstruktion ist überzeugend.
Die leichte Sohle gibt aber auch Steine und selbst Tannenzapfen an die Fußsohle weiter, bei langen Strecken und unebenem Untergrund macht sich dieser direkte Kontakt dann doch nach einiger Zeit negativ bemerkbar, die Fußmuskulatur ermüdet. Während die Ferse gut geführt wird, hat der Vorderfuß kaum Führung durch den Schuh, das Mesh-Gewebe ist sehr elastisch. Und von der Sohle kommt keine Untersützung der Laufbewegung, der Schuh läuft sich fast wie die sog. Barfuss-Schuhe.
Das Boa-Verschlusssystem ist bequem und sehr gut zu handhaben. Bei dem Apex Side Boa verrutscht die Lasche allerdings beim Laufen schon nach kurzer Zeit und liegt dann schräg über dem Spann, hier wäre ein Fixierung z. B. per Gummiband auf halber Länge der Lasche sinnvoll. Das Band des Boa-Verschlusssystems ist sehr dünn, vielleicht fehlt dadurch der Lasche der nötige Halt?

Der ICEBUG DTS4 M RB9X ist ebenso ein leichterTrailschuh mit überzeugender Ausstattung: https://www.bergundtal.com/?p=9538